Die mobile Eingreiftruppe des Theaters

Im Jungen Schauspielhaus startet ein neues Team. Für den Leiter Christof Seeger-Zurmühlen ist es Aufbruch und Rückkehr zugleich.

Die mobile Eingreiftruppe des Theaters
Foto: Sebastian Hoppe

Düsseldorf. Drei Tage waren es. Drei Tage hat Christof Seeger-Zurmühlen in Holland mit seiner Familie Urlaub gemacht. Direkt nach dem Asphalt-Festival im August und direkt bevor es im Jungen Schauspielhaus an der Münsterstraße nach der Spielzeitpause richtig rundgeht. Und das ist jetzt: Auf der Bühne proben die Schauspieler „Bei den wilden Kerlen“. Die weltberühmte Geschichte vom kleinen Jungen Max nach dem Bilderbuch von Maurice Sendak hat am 21. September Premiere — für Kinder ab sechs Jahren. An der Tür des neuen Künstlerischen Leiters im Kinder- und Jugendtheater klopft es auch während des Gesprächs immer wieder an. „Christof? Hast du mal einen Moment?“

Großen Respekt habe er gehabt, als er im Frühjahr plötzlich vom Intendanten gefragt wurde, ob er das Haus in Rath übernehmen könne. Das Theater, an dem er selbst von 2003 bis 2011 gespielt und inszeniert hat. Auch Zweifel seien dabei gewesen, gibt er zu. Inzwischen hat der neue Leiter alle Bühnenbilder und Entwürfe der Regieteams gesehen. Es wird dreidimensional, sagt Seeger-Zurmühlen. Und: „Ich habe voll Bock drauf.“

Acht Premieren und etwa 230 Vorstellungen will er mit seinem rund 20-köpfigen Team stemmen. Zehn Schauspieler bilden jetzt ein eigenständiges Ensemble, können leichter und schneller disponiert werden, als es unter seiner Vorgängerin möglich war. Gerade habe er drei Vorstellungen auf der Straße verkauft, erzählt er. An Lehrer, die mit ihren Schülern kommen wollen. Stadttheater für die Bürger Düsseldorfs, das ist sein Anliegen. „Das ist euer Theater“, lautet seine Botschaft.

Und dass die Stimmung im und um das Schauspielhaus so unfassbar schlecht ist, dass die Auslastungszahlen einen historischen Tiefstand erreicht haben, lastet auch auf seiner Arbeit. „In der Diskussion geht es nicht mehr um Kunst“, meint er. Viel zu sehr drehe sich alles um einzelne Personen, dabei sei gar nicht wichtig, wer hinter dem Theater stehe. „Wir müssen gute Stoffe finden und den Künstlern den Boden bereiten.“ Er ist ganz froh, dass sein Theater ein bisschen entfernt von „dem Riesenschiff“ am Gründgens-Platz liegt. „Wir sind hier näher und schneller an den Leuten“, sagt er und nennt sein Team eine mobile Eingreiftruppe, die auch kurzfristig reagieren könne.

Wie mobil sein Team ist, zeigt auch das Familienstück. Seeger-Zurmühlen inszeniert das Märchen „Der kleine Muck“ von Wilhelm Hauff. Als Ort hat er das Central gewählt, eine Spielstätte, um die Düsseldorf von vielen beneidet wird, die aber in den vergangenen Jahren außer als Probebühne nicht genutzt wurde. „Das Central bietet tolle Möglichkeiten, wir können da häufiger spielen, ohne für andere Produktionen umbauen zu müssen.“ Er habe gezweifelt, ob er als Leiter auch selbst inszenieren solle. Aber Theatermachen sei eben seine Berufung.

Mit „Tschick“ nach dem Erfolgsroman von Wolfgang Herrndorf und „Irgendwie Anders“ nach dem Bilderbuch von Kathryn Cave und Chris Riddell hat Seeger-Zurmühlen für die Kleinen und für die Jugendlichen an der Münsterstraße populäre Stoffe ausgewählt. Er möchte, dass die Düsseldorfer in sein Theater kommen, auch weil es ein interessanter Ort sein soll. Daher ist sein nächster Plan, Düsseldorfer Musiker im Foyer spielen zu lassen.

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