Düsseldorf, die Metropole der Fotokunst

Am Samstag startet ein Fotofestival. Mehr als 20 Galerien und Museen sind daran beteiligt.

Düsseldorf. Düsseldorf wacht auf. Die Stadt der berühmtesten Fotokünstler der Welt will nicht länger zuschauen, wenn Städte wie Mannheim oder Berlin zu Fotofestivals einladen und wie gut die Pariser Fotomesse verkauft. An diesem Wochenende geht es auch in der Landeshauptstadt rund:

Es eröffnet das NRW-Forum seinen Querschnitt der zeitgenössischen Fotografie. Düsseldorfs Galerien laden ab Samstag zum Fotoweekend. Das Museum Kunstpalast präsentiert „Faszinierende Dokumente“ aus seinem berühmten Fotoarchiv. Und selbst in der Akademiegalerie am Burgplatz endet erst am Sonntagabend der Überblick zur „Erfindung der Wirklichkeit“.

Die Galerie Konrad Fischer an der Platanenstraße, die Bernd und Hilla Becher schon zeigte, als man die Namen der späteren Stars noch buchstabieren musste, gibt unter dem wenig werbewirksamen Titel „Stadt und Land“ ein Who is Who der Szene.

Es ist die Geschichte eines Triumphzuges, beginnend mit Bechers Aufnahmen der Zechen nicht etwa als Schnappschüsse, sondern als Typologie. Seit dieser Zeit grenzt sich die Fotografie in Düsseldorf von allem ab, was sonst noch mit der Kamera hantiert. Die Fotografen werden zu Fotokünstlern, 1976 erhielt Bernd Becher die erste Professur an einer Kunstakademie in Deutschland.

In der Akademiegalerie ist zu sehen, wohin diese Entwicklung unter den Professoren und Tutoren der Kunstakademie führt. Ein beredtes Beispiel ist Andreas Gursky, der berühmteste Becher-Schüler. Als er 2010 dem Ruf an die Akademie folgte, übernahm er zwar den Lehrstuhl von Bernd Becher und Thomas Ruff, aber er bezeichnet seine Klasse demonstrativ als „Freie Kunst“.

Seine Schülerin Anna Vogel, die seit 2002 zunächst bei Thomas Ruff und Christopher Williams studiert hat, zeigt ein Foto von den Rheinwiesen, mit unzähligen Schafen und ebenso unzähligen Löchern, die sie dem Abbild zugefügt hat, bevor sie es abzog. Der Eingriff in die Realität führt dazu, dass wir als Betrachter dieser Wirklichkeit nicht mehr trauen.

Fürs Fotowochenende hat Martin Denker eine große Foto-Installation in Monkey’s West, Graf-Adolf-Platz 15, geschaffen. Der ehemalige Assistent von Andreas Gursky und Meisterschüler von Thomas Ruff nennt sie „Das Goldene Zeitalter“. Darin glossiert er Stars und Sternchen der Düsseldorfer Kunstszene.

Pikant ist die Szene mit Joseph Beuys. Den steckt er in Anatols Einbaum und verwandelt die Beuys-Jünger in geklonte Schafe. Johanna Ey, Kunsthändlerin des Jungen Rheinlands, zitiert er nach dem Gemälde von Otto Dix, aber nur als Halbfigur. Der Unterkörper erscheint wie der einer leichten Dame, die sich in schlechten Zeiten durchschlagen muss.

Im NRW-Forum präsentieren sich die Fotografen als Künstler und verfremden ihre Motive. Pinar Yolacan, die in der Türkei geboren wurde, verwandelt ihre Aktaufnahmen in surreale Monster. Mischa Kuball steckt sein eigenes Handwerkszeug, eine Polaroid-Kamera in einen Computertomografen, der das Objekt in Bildschnitte zerlegt. Heidi Specker ist auf der Suche nach verlassenen Räumen und wird in der Casa Mollino des inzwischen verstorbenen Carlo Mollino fündig. Wie Motive aus der klassischen Moderne wirken die Bilder.

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