Erst ins Museum, dann ins Atelier

Workshop: Drei kunstbegeisterte Frauen lassen sich in der Kunsthalle inspirieren und gestalten mit viel Kreativität ihre eigenen Werke.

Düsseldorf. Heike Ottink befindet sich nach eigener Einschätzung derzeit in einer "blauen Phase". Die 48-Jährige sitzt im Atelier von Malerin Bettina Kohrs und schneidet mit einer Schere konzentriert Wolken, Wellen und Herzen in ihrer aktuellen Lieblingsfarbe aus einem Reiseprospekt heraus. "Ich komme gerade aus dem Urlaub und mich zieht es sowieso immer in die Ferne", sagt sie gedankenverloren. Wie ihre Mitstreiterinnen Carla Lenz und Marleen Klöckers steht sie an diesem Tag beim Workshop der Kunsthalle vor einer großen Herausforderung: Sie möchte eine Collage nach dem Vorbild des Düsseldorfer Künstlers Hans-Peter Feldmann gestalten.

Rückblick: Bereits am frühen Vormittag treffen sich die drei Frauen in der Kunsthalle und besuchen dort die Feldmann-Ausstellung. Bettina Kohrs schwärmt von einem Schattenkino, bei dem Spielzeug an die Wand projiziert wird oder einem Stapel Hüte, die sich lediglich durch unterschiedliche Bänder voneinander unterscheiden. "Feldmann interessiert sich für Sammlungen und Serien, die auf den ersten Blick recht banal wirken", erklärt die Malerin. "Er hinterfragt damit aber die Ausschließlichkeit der Kunst." Neben kuriosen Stücken wie goldenen Pumps mit einer Fußeinlage aus Reisszwecken oder einer Sammlung von Familienfotos, auf denen ausschließlich Hände zu sehen sind, gilt Kohrs Aufmerksamkeit den Collagen.

Ins Auge fällt sofort eine Arbeit, die an ein dreiteiliges Altarbild erinnert. Feldmann hat hier Frauenporträts bekannter Künstler im Postkartenformat zusammengefügt. Sehr interessiert nehmen die drei Frauen auch eine Collage auf, die aus sämtlichen Kleidungsstücken besteht, die eine einzelne Frau in ihrem Kleiderschrank aufbewahrt. "Die Arbeiten sind sehr spannend, vieles erinnert mich an meine Jugend", findet Carla Lenz.

Mit viel Inspiration im Geist macht sich das Quartett auf den Weg in Kohrs Atelier. Hier wollen die Frauen Feldmann nacheifern. Lenz hat einige Kalender aus den 70er Jahren mitgebracht, die ihre Schwiegermutter aufgehoben hatte. Aus den Blättern schneidet sie Blumenmotive aus, die sie zu einer geradezu furchterregenden neuen Pflanze zusammenklebt. "Das sieht richtig bedrohlich aus", meint Kohrs. Deutlich fröhlicher geht es unterdessen bei Marleen Klöckers zu, die mit bunter Kreide eine Art Regenbogen zu ihrem Werk hinzufügt. "Ich wollte an dem Workshop teilnehmen, weil ich gerne fotografiere und mir für mein Zimmer zu Hause auch Collagen mache", verrät die 15-Jährige Schülerin. An Lenz reicht sie zwei ihrer Bilder weiter, damit ihr "gruseliges" Pflanzengebilde doch noch ein wenig freundlicher aussieht. Ottink hat ihre "blaue Phase" mittlerweile sogar noch weiter ausgebaut: Mit Lilatönen füllt sie die bislang weißen Räume zwischen ihren Wolken und Wellen. Plötzlich hält sie inne und stellt nachdenklich fest: "An einer Collage kann man eigentlich immer weiter arbeiten."

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