Festival: "Zwischen Balalaika und Netrebko"

Seit vier Jahren bringt die Russische Gesellschaft viele bekannte Künstler an den Rhein. Nun findet das erste große Festival statt.

Düsseldorf. Seit Vladimir Kaminer ist die russische Underground-Kultur in Deutschland angekommen. Aus klassischen Orchestern und Opernhäusern sind die hervorragend ausgebildeten russischen Musiker nicht wegzudenken. „Trotzdem wird die Vielfalt der russischen Kultur in Deutschland nicht wahrgenommen“, sagt Jana Zviaghin, die vor vier Jahren die Russische Gesellschaft gründete, „zwischen Balalaika und Anna Netrebko gibt es viele tolle Künstler zu entdecken. Wir wollen Düsseldorf als Partnerstadt Moskaus zur Oase der russischen Kultur machen.“

Rund 40 000 Russen sind seit Anfang der 90er Jahre nach Düsseldorf gekommen, insgesamt, so Jana Zviaghin, leben mehr als 60 000 Menschen in der Landeshauptstadt, deren Muttersprache Russisch ist: „Die fallen nur nicht weiter auf, weil sie integriert sind.“ Die erste Generation, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nach Deutschland kam, habe auch kein großes Interesse an der eigenen Kultur gehabt: „Die wollten mit Russland nichts mehr zu tun haben.“ Das habe sich aber inzwischen geändert, viele bekennen sich mittlerweile zu ihren Wurzeln — auch in der Kultur.

Auf der anderen Seite sei Düsseldorf inzwischen ein beliebtes Reiseziel geworden. Jana Zviaghin: „Früher sind Russen nach London und Paris gefahren, heute wollen viele nach Düsseldorf.“ Nicht nur wegen des Einkaufsbummels an der Königsallee: „Viele verbinden den Trip zum Beispiel mit einem Besuch beim Pina Bausch—Theater in Wuppertal, das in Russland sehr populär ist.“ Ein anderer wichtiger Aspekt sei die Gesundheit. Zahlreiche Ärzte an der Uni-Klinik haben sich zum Beispiel längst auf die Patienten aus Moskau oder St. Petersburg eingestellt und sprechen Russisch.

Seit ihrer Gründung fördert die Russische Gesellschaft den kulturellen Austausch. Nicht nur durch die Vermittlung bekannter Künstler zur Jazz Rally. An jedem ersten Donnerstag im Monat trifft sich der russische Filmclub im Filmmuseum. Gezeigt wird dort anspruchsvolles russisches Kino mit deutschen Untertiteln. Gefördert werden außerdem Ausstellungen und Vorträge, jedes Jahr organisiert der Verein eine aufwendige Kulturreise nach Russland.

In ganz großem Rahmen präsentiert sich die Gesellschaft am 15. Oktober im Robert-Schumann-Saal. Dort findet erstmals das Festival „Vivat Russland“ statt, ein bunter Streifzug durch die russische Kultur. Mit dabei ist unter anderem das Staatliche Musiktheater für Nationale Kunst, das neben farbenprächtigen Kostümen auch hervorragende Solisten mitbringt.

Ein Hochkaräter ist zum Beispiel Vadim Eilenkrieg (Foto links), der als Russlands bester Trompeter gilt und bei der Jazz Rally das Publikum begeisterte. Und ein bisschen schräg darf es auch sein. So interpretiert Dima Kalinin auf der „Crazy-Balalaika“ Songs von Sting oder Aerosmith. Auch das achtköpfige Ensemble Novie Golosa gehört in Russland zur allerersten Garde. Die Tickets kosten zwischen elf und 21 Euro.

Jana Zviaghin: „Es ist ein langsamer Prozess. Aber wir wollen mit der Veranstaltung Brücken zwischen der deutschen und der russischen Kultur schlagen.“

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