Galerie-Rundgang: Die Schöne und das Biest im Grünen

Johannes Hüppi konzentriert sich auf den Zweikampf der Geschlechter und zeigt einen Eros, der nicht ganz geheuer ist.

Düsseldorf. Johannes Hüppi bietet ein kapitales Breitwandbild vom Eros im saftigen Gras, mit Blick ins Tal und auf die geschwungenen Hügel des Schwarzwaldes. Manets "Frühstück im Grünen" und Raffaels "Urteil des Paris" scheinen Pate zu stehen, doch der Nachgeborene konzentriert das Getändel seiner Vorgänger auf den Zweikampf der Geschlechter.

Venus liegt im Vordergrund in voller Schönheit, während der Kerl sich ihr als dunkles Fell-Vieh auf allen Vieren nähert. Der in ein Tier verwandelte Mann sieht in ihr nicht das Wesen aus Fleisch und Blut, sondern das Wunschbild. Zwischen beide Figuren schiebt Hüppi wie einen Prellbock das Frühstück auf dem weißen Tuch.

Im Rotweinglas spiegelt sich ein Kuss; am Rand des Glases haftet ein Krümel vom Kuchen, wie ein Schmutzfleck von der Zweisamkeit. Ein Eros wird hier präsentiert, der nicht ganz geheuer ist.

Anna Klinkhammer, Herderstr.20, bis 12.7., di-fr 14-18, sa 12-16 Uhr

Maia Naveriani zeigt leicht verträumte Buntstift-Zeichnungen mit humorigem Unterton. Sie untersucht ihr Dasein als Künstlerin, spendiert sich selbst Preise, Wimpel oder fiktive Urkunden. Sie benutzt typisch englische Farben wie Himmelblau und Maigrün. Eine spindeldürre Kinds-Figur hält Zitronen an der Stelle der Brüste in der Hand und umgibt sich mit einem Lorbeerkranz, als wolle sie ihre neue Rolle als Mutter glorifizieren.

Rüdiger Voss, Mühlengasse 3, bis 17.6., di-fr 10-18, sa 11-14Uhr

Federico Herrero malt mit mittelamerikanischem Temperament strahlende Farben auf die Leinwand und konkurriert darin mit der realen Sonne. Selbst ein tiefes Blau wirkt bei ihm nicht kalt, weil er es mit Pink, Hellrot und Lindgrün umgibt.

Die Motive sind der realen Welt entlehnt, einem Schiff oder einem Spielplatz etwa, doch letztlich treibt er ein abstraktes Farbspiel. Der 30-Jährige liebt raffinierte Dialoge von abgerundeten Farbfeldern, die wie Auto-Scooter miteinander oder gegeneinander driften.

Sies + Höke, Poststr.2, bis 21.6., di-fr 12-18.30 Uhr

Uta Barth, Berlinerin in Los Angeles, ist fasziniert vom Himmel in Kalifornien. Sie fotografiert ihren Wohnraum, aber das Ergebnis ist reinste Lichtmalerei. Die Fensterscheibe wirkt wie eine Schleuse, durch die die Sonne einströmt. Leichtgewichtige, hellgraue Schatten erscheinen beinahe wie geträumt.

Kontraste gibt es nicht auf diesen Fotos, nur zarte Übergänge. Man steht vor diesen Bildern und rätselt über die Gegenstände, die nicht anwesend sind, die jedoch den Raum indirekt bestimmen.

Sies + Höke, Poststr.2, bis 21.6., di-fr 12-18.30 Uhr

Hans-Willi Notthoff arbeitet Strich um Strich und endet mit dem Pinsel sehr bewusst, Farbe auf Farbe. Alles ist wohlgeordnet in seinem Kolorismus. Neuerdings konterkariert er diese effektvoll-schönen Farbverläufe durch Collagen.

Er klebt Papierstreifen kreuz und quer auf die Gründe und pinselt darüber hinweg, so dass die Farbe unter das Kreppband dringt. Sobald er die Streifen wieder entfernt hat, gibt es nur noch die Abdrücke einstiger Farben.

Hier sucht jemand nach neuen Ordnungen. Mit Notthoff stellt Andreas Bee witzige, komische Objekte vor, die er aus dem Alltag nimmt, abgießt und durch Vergrößerung verfremdet.

Peter Tedden, Bilker Str.6, bis 28.6., di-fr 13-19, Sa 10-16Uhr

Bei der Vernissage in der Galerie Schmela tauchten all die Figuren auf, die Manuela Wossowskis Bilder bevölkern: die Schwestern, der Vater, die Mutter, die Nichte, der Neffe. So familiär geht es selten bei einer Eröffnung zu. Die Künstlerin malt, was ihr nah ist.

Selbst dann, wenn es nur ein roter Fleck am Ende der Tischdecke ist, ahnt man, dass dahinter eine Frau mit einem roten Kleid gestanden haben muss. Ihren Bildern wohnt eine große Sympathie, zugleich eine Leichtigkeit inne, denn sie malt "nur" mit Öl-Aquarell und Öl-Pastell. Eine wunderbare Ausnahme von der hiesigen Szene.

Ulrike Schmela, Mutter-Ey-Str.3, di-fr 11 - 18, sa 12 - 16Uhr

Ann-Kristin Hamm lockt scheinbar mit Figürlichem. Man meint, Augen, Fruchtscheiben, Blumen und Haarschleifen, Herzen und Kleeblätter zu sehen. Doch des Rätsels Lösung wird nicht mitgegeben. Was sollen Bananen an den gepunkteten Augen? Wieso schiebt sich ein Rot so rund wie eine Vinylschallplatte in den Kosmos?

Die Schöpferin derartiger Verwirrspiele ist darauf bedacht, die auseinanderdriftenden Farbkleckse und Spritzer in eine Form zu bringen und das Konkrete ins Abstrakte zu überführen. Ihre Farbwahl ist eigenwillig, sehr streng, sehr farbig, aber auch sehr trocken.

Rupert Pfab, Orangeriestr6, bis 21.6., di-fr 12-18, sa 11-14 Uhr.

Die Unschärfe spielt seit Gerhard Richter nicht nur in der Fotografie, sondern auch in der Malerei eine Rolle. Horst Keining setzt sie seit fünf Jahren in seinen Gemälden ein.

In der Serie "Dschungel" nimmt er die Motive aus der Pflanzenwelt und von Comics, muss dann aber ganz genau ungenau mit der Farbpistole spritzen, um Blätter oder Figuren noch ahnen zu lassen, die sich uns zugleich entziehen. Keinings Frage bleibt offen, ob die Welt so ist, wie sie für uns auszusehen scheint.

Andreas Brüning, Josephinenstr.15, bis 28.6., di bis fr 11-13 und 14-18, sa 11-14 Uhr

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