„Hamlet“ zieht ins Kling-Klang-Studio

Mit „Live at Elektro Müller“ sichert sich das Open Source Festival bis Ende des Jahres eine Spiel- und Experimentierstätte.

„Hamlet“ zieht ins Kling-Klang-Studio
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Hamlet soll es werden, so viel steht fest. Theater also, bildende Kunst und Sound — daher auch das ehemalige Kling-Klang-Studio an der Mintropstraße über dem so profan das Schild mit dem Schriftzug „Elektro Müller“ prangt. Was Tim Berresheim in den kommenden Wochen in dem unscheinbaren Hinterhof produzieren wird, ist noch offen. Ein Experiment. Bis Januar hatte der Künstler aus Aachen eine Ausstellung in der Kunsthalle am Grabbeplatz, ab Ende des Monats arbeitet er als „artist in residence“ in dem schlichten, etwa 50 Quadratmeter großen Raum, der — so formuliert es Philipp Maiburg — „Weltgeschichte des Pop“ geschrieben hat.

Gestern gab Maiburg, künstlerischer Leiter des Open Source Festivals, bekannt, dass er und sein Team die ehemaligen Arbeitsräume der Düsseldorfer Band Kraftwerk weiterhin bespielen werden. Mit 20 000 Euro unterstützt sie dabei die Wirtschaftsförderung der Stadt. Man habe erkannt, dass Kraftwerk für Düsseldorfs Attraktivität auch im Ausland eine Hausnummer sei, erklärt Uwe Kerkmann. Und den Machern von Open Source sei mit diesem Projekt in diesem Sinne eine Punktlandung geglückt. Zunächst bis Ende des Jahres sollen Musiker und Künstler sich hier ausprobieren können. Alle zwei bis vier Wochen gibt es einen Wechsel. Die Bedingung für die Macher: Am Ende steht ein Konzert, das aufgezeichnet wird. Kerkmann zeigt sich optimistisch, dass es auch 2016 weitergeht.

Damit sind alle Gerüchte vom Tisch, Maiburg plane ein Kraftwerk-Museum. „Elektronische Musik ist die Klammer“, erklärt er. Aber innerhalb dieser könne man sich viel vorstellen, sogar einen Keyboardhersteller, der seine Instrumente in dem Studio präsentiere. Schon im März konnten hier Musiker tüfteln, aufnehmen und — vor rund 40 Zuhörern live präsentieren. Ein Erfolg. Mit bleibelegten Wänden, in denen Basstöne besonders gut klingen, sei das für Tonaufnahmen ausgestattete Studio perfekt, sagt Maiburg begeistert. Natürlich gerade auch wegen des Mythos, der durch den schlichten Raum wehe.

Maiburg ist bester Dinge: Nicht nur das Projekt „Live at Elektro Müller“ ist am Start, auch der Vorverkauf für das kommende Open Source Festival am 27. Juni auf der Galopprennbahn in Grafenberg läuft gut. „Wir ziehen immer mehr Zuschauer aus dem Ausland und aus Städten wie etwa Kassel, Marburg oder Trier an.“ War das Festival im Vorjahr in finanzielle Schwierigkeiten geraten, so blickt der künstlerische Leiter optimistisch auf die zehnte Auflage: „Es könnte deutlich voller werden.“

Über viele Zuschauer freuen sich die gestern bekanntgegebenen Nachwuchsbands des Festivals. Wie in den Vorjahren hat eine Jury um Maiburg aus rund 100 Bewerbungen aus ganz NRW acht Formationen ausgewählt. Allein drei davon stammen aus Düsseldorf: So werden Djion Eypro, Moglebaum und Forum am 27. Juni in Grafenberg auf der Young Talent Stage spielen.

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