Hommage an die Puppenkunst

Die Düsseldorfer Formation „half past selber schuld“ bringt ihr neues Stück „Pinocchio Sanchez“ im FFT auf die Bühne.

Hommage an die Puppenkunst
Foto: half past selber schuld

Düsseldorf. Früher fand Frank Römmele Puppen doof. Kinderkram, oder schlimmer noch: Mädchenkram. Heute ist das ganz anders. Heute empfindet er eine tiefe Zuneigung, eine Faszination, ja fast schon ein wenig Liebe für diese Figuren. Sie mit eigenen Händen zu formen und auf der Bühne zum Leben zu erwecken, ist für Römmele alias Sir ladybug beetle und seine Kollegin Ilanit Magarshak-Riegg, die gemeinsam die Formation „half past selber schuld“ bilden, zur Passion geworden.

Am 15. April zeigen sie im FFT an der Jahnstraße ihr neues Stück „Pinocchio Sanchez“, einen gesellschaftskritischen Bühnencomic über die wahre Geschichte des Pinocchio — und eine Hommage an die Puppenkunst.

Knallbunte Farben, eine gewisse Exzentrik und überraschende Requisiten und Figuren, das sind seit jeher Markenzeichen des Düsseldorfer Künstlerduos. Schon in den Inszenierungen „Barfuß durch Hiroshima“, einer Bühnenadaption des gleichnamigen Manga-Klassikers, und „Die Weltmenschen erobern die Welt“ spielten aufwendig gefertigte und von verschiedenen Darstellern gesteuerte Puppen die Hauptrollen. Die aktuelle Produktion soll das alles übertreffen. Vor allem in technischer Hinsicht. „Anders ist diesmal die Puppenebene, wir haben uns mit ganz neuen Techniken und Mechaniken beschäftigt“, erzählt Magarshak-Riegg.

Sie belegten virtuelle Kurse in der Online-Schule von Stan Winston, dem US-amerikanischen Schöpfer der weltbekannten Kreaturen aus den Terminator-, Predator- und Jurassic-Park-Filmen. Von Zuhause aus eigneten sich die beiden Fachkenntnisse um Gusstechniken und die mechanische Steuerung von Figuren an. „Dadurch ist jetzt mehr möglich im Bereich von Mimik und Gestik“, meint Magarshak-Riegg. Doch ihr Wissensdurst und die einmal geweckte Neugierde waren damit noch nicht gestillt. Das Duo brach kurzerhand zu einer zweimonatigen Recherchereise nach New York, New Orleans und Los Angeles auf. In New York besuchte es beispielsweise die Werkstätten der Jim Hanson Company — der Geburtsstätte der beliebten Muppets. „Wir haben Ernie die Hand geschüttelt“, erzählt Römmele mit glänzenden Augen.

Im Verlauf der Reise lernten sie zahlreiche „Puppennerds“ kennen, die das Puppenbauen und -spielen zu einer eigenen Kunstform erhoben haben. Ein Phänomen, das außerhalb der USA seinesgleichen suche. Diese Begeisterung wollen Römmele und Magarshak-Riegg nun nach Deutschland importieren, ihre Erfahrungen mit dem Düsseldorfer Publikum teilen. Und dabei soll es nicht bleiben. Das Duo hegt bereits Visionen eines langfristigen deutsch-amerikanischen Austauschs. „Unser Stück jetzt ist weniger textlastig als vorher, sehr reduziert, es ist leicht zu übersetzten und man könnte gut damit auf Reisen gehen“, meint Römmele dazu. Zu viel Konkretes will „half past selber schuld“, wie immer, vor der Premiere aber noch nicht verraten.

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