Heinrich-Heine-Allee 38: Der Jugendstil-Schatz hinter der Fassade

An der Heinrich-Heine-Allee kamen Fragmente aus dem Jugendstil hinter der Fassade hervor.

Heinrich-Heine-Allee 38: Der Jugendstil-Schatz hinter der Fassade
Foto: David Young/Denkmalbehörde Stadt Düsseldorf

Düsseldorf. Das Viertel zwischen Kö und Heinrich-Heine-Allee hat eine große architektonische Vergangenheit, wie der Kaufhof an der Kö, ein Teilstück der ehemaligen Dresdner Bank und das Girardet-Haus beweisen. Doch während die Königsallee liebevoll herausgeputzt wird, machen die Gebäude der Heinrich-Heine-Allee eher einen monotonen, modernistischen Eindruck.

Heinrich-Heine-Allee 38: Der Jugendstil-Schatz hinter der Fassade
Foto: David Young/Denkmalbehörde Stadt Düsseldorf

Die Fassaden wurden oft abgeschlagen oder simple Platten vor den historischen Stein gesetzt. Das lässt sich in krasser Weise an der Heinrich-Heine-Allee 38 ablesen, wo soeben Jugendstilbögen und steinerne Blumen hinter Metallstangen und Platten hervorkommen. Vor wenigen Tagen kam die alte Stadtgeschichte zum Vorschein. Eine kleine Sensation.

Düsseldorf. Im Sandstein wurde der Namenszug des einstigen Inhabers Peter Jakob Stübben freigelegt. Stüben (1830-1902) war ein berühmter Mann, Schneidermeister und königlich-preußischer Hoflieferant für Herrenkonfektionswaren. Er bediente nicht nur die Preußen, sondern auch König Karl von Rumänien, dessen zwei Söhne im Schloss Jägerhof wohnten. Selbst die Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen sowie Prinz Karl von Hessen ließen bei ihm anfertigen.

Stübben genoss ein derart hohes Ansehen beim hohen Adel, dass er auch die Preise bestimmte. Dies geht aus einer überlieferten Anekdote hervor. Da hatte ein hochbetagter Kaufmann ein gutes Tuch erhalten und ließ sich daraus einen Anzug anfertigen. Die Rechnung war jedoch doppelt so hoch wie bei der Konkurrenz. Der Kunde protestierte, er habe doch das Tuch geliefert. Stübben soll gekontert haben: „Wenn du ein Stück Leinwand nimmst und damit zum Maler Achenbach gehst und lässt dir ein Bild darauf malen, dann wird dir deine Leinwand auch nicht angerechnet.“

1864 bis zu seinem Tode war Stübben unter der Adresse Alleestraße 40 (heute Heinrich-Heine-Allee 40) gemeldet. 1890 kaufte er gemäß dem Düsseldorfer Adressbuch auch das Haus Alleestraße 38 (Heinrich-Heine-Allee 38). Diese Nummer 38 wird derzeit saniert, die Nummer 40 folgt. Das Architekturbüro Dubbick Hiersig entdeckte unter der Verschalung kostbare Bögen, steinerne Blumen und eben den Eigentümervermerk. Wie Nils Dubbick erklärt, will man das Erdgeschoss beider Häuser sanieren.

Das Wohn- und Geschäftshaus Nummer 38 ist historisch wie architektonisch bemerkenswert. Stübben ließ vom Architekten Philipp Fischer einen Neubau in Anlehnung an die norddeutsche Renaissance errichten, mit einer aus Sandstein hergestellten „wirkungsvollen Fassade“, wie es im Buch „Düsseldorf und seine Bauten“ heißt. Bislang logierte dort eine Boutique für Übergrößen. Im Nachbargebäude sitzt ein Frisör.

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