Junges Theater sucht Paten

Die neue Theaterleitung will nicht nur für, sondern mit dem Publikum arbeiten.

Düsseldorf. In bislang nicht dagewesener Weise sucht das neue Leitungsteam des Düsseldorfer Schauspielhauses unter Intendant Staffan Holm den direkten Kontakt zum aktuellen und zum zukünftigen Publikum.

Zuschauerkonferenz, die Reihe „Gebrochen Deutsch“, die Holm selbst moderiert, Theaterbus für Jugendliche, szenische Geschichten, die Künstler mit Jugendlichen gestalten, und Spontan-Drehs mit Düsseldorfern zum Start der neuen Spielzeit — die Angebote werden allesamt sehr gut angenommen und Barbara Kantel fragt sich, was ausgerechnet bei dem neuen Projekt „Theaterpatenschaft“ schiefläuft.

Am vergangenen Samstag sollten sich Jugendliche und Erwachsene kennen lernen und dann gemeinsame Theaterbesuche verabreden. Das Treffen jedoch musste abgesagt werden, weil sich niemand gemeldet hatte.

Die künstlerische Leiterin des Jungen Schauspielhauses, Barbara Kantel, ist jedoch von dem Konzept überzeugt. „In Berlin haben sich immer 20 bis 30 Teilnehmer gemeldet.“

In der Regel sind die Erwachsenen geübte Theatergänger. Sie laden den Jugendlichen zu einer Vorstellung ein und im Anschluss sprechen sie über das Stück. Zwei Mal pro Spielzeit treffen sich alle, die mitmachen, mit der Theaterleitung zur Bilanz. In Berlin funktioniert das bestens, die Patenschaft besteht bereits im dritten Jahr. Aufgeben will Kantel jedoch in Düsseldorf nicht. „Wir werden uns noch etwas einfallen lassen.“

Überhaupt will sie das Junge Haus stärker in den Fokus aller Generationen rücken. Um ein Zeichen zu setzen, hatten Holm und Kantel gleich zu Beginn der Spielzeit betont, dass man künftig mit einem Ensemble an beiden Häusern arbeiten werde. „Ganz allmählich kommt zu den Schulbesuchen am Vormittag ein Abendkassen-Publikum hinzu.“

Anscheinend aber scheuten immer noch viele den Weg nach Rath. Der sei zwar mit der Bahn von der Innenstadt in 16 Minuten zu bewältigen. „Gefühlsmäßig jedoch sind wir weiter weg“, meint Kantel. Sie möchte die Fahrt gern kurzweiliger gestalten. „Vielleicht können Schauspieler Ansagen einsprechen, um die Fahrgäste zu unterhalten.“ In der nächsten Woche hat sie dazu einen Termin bei der Rheinbahn.

Ein langfristiges Projekt plant sie im Haus selbst. Nachdem jetzt der Vorplatz von Studenten gestaltet wird, möchte Kantel innen mehr Gastlichkeit schaffen. „Wir brauchen ein gastronomisches Angebot. Wenn eine Abendvorstellung zu Ende ist, möchte man doch noch etwas trinken und über das Stück reden. Aber leider haben wir kein Café, und in der näheren Umgebung ist auch nichts. Da hat uns das Theater mit seiner Lage mitten in der Stadt etwas voraus.“

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