Kom(m)ödchen: Wie Angela Merkel ihre Hände faltet

Der Kabarettist HG. Butzko hat im Kom(m)ödchen sein bitterböses Soloprogramm „Herrschaftszeiten“ vorgestellt.

Düsseldorf. Politik ist ein schmutziges Geschäft. Besonders, wenn die Grenzen zwischen ihr und der Wirtschaft verschwimmen. Da kann man schon leicht den Überblick verlieren. Wer hat noch mal die Finanzkrise ausgelöst? Welche Rolle hat dabei Jörg Asmussen gespielt? Und warum faltet Angela Merkel ihre Hände immer so komisch?

Über diese und viele andere Fragen hat sich HG. Butzko so seine Gedanken gemacht. Und wer den Kabarettisten kennt, weiß: Er stellt den Volksvertretern kein gutes Zeugnis aus. Sie sind „Gammelfleisch“, das man zuhauf im Reichstagsgebäude antrifft; Rainer Brüderle hätte für seine unverständlichen Reden den Edmund-Stoiber-Gedächtnis-Orden verdient; Ronald Pofalla ist eine „wandelnde Schleimbeutelentzündung“ und Peer Steinbrück „das Zäpfchen von Helmut Schmidt“.

Es gibt kaum ein aktuelles Thema, das Butzko in seinem neuen Soloprogramm „Herrschaftszeiten“ auslässt: Bis zum Exzess reitet er auf der Schuldenkrise herum — das Werk von hirnlosen, profitgierigen Bankern. Die Eurokrise, der Konflikt zwischen Israel und der Hamas, der Mindestlohn, die Schuldenbremse, der Wirbel um die Nebeneinkünfte Steinbrücks — all das dient ihm als Beweis dafür, in welch wirrem Polit-System der Mensch lebt.

In besonderer Weise arbeitet er sich an der Bundeskanzlerin ab. Er imitiert ihre Stimme, ihre Ausdrucksweise, ihre Gesten — nicht perfekt, aber es reicht um das Publikum zum Lachen zu bringen. Großes Talent beweist der Gelsenkirchener beim Sezieren von Wörtern. Er trennt Silben ab, setzt sie neu zusammen, oder er verändert die Reihenfolge der Satzteile und kommt so zu einer anderen, meist verblüffenden Aussage. „Wenn man Bundeskanzlerin umstellt ergibt es Bankenzinsluder.“

Wie ein Wirbelwind fegt er sprachlich über die Bühne, bedient sich bei Goethe und Mao. Er wirft mit Alliterationen und Metaphern um sich, bildet unheimlich lange Wortketten, die zu wahren Wortungetümen ausarten. An einigen Stellen schießt Butzko über das Ziel hinaus. Er überfrachtet seine Nummern, die Pointe geht dabei fast verloren.

Politisches Kabarett ist zweifelsohne die Königsdisziplin. Der Zuschauer sollte belesen sein, wenn er den Ausführungen auf der Bühne folgen möchte, damit Ironie und Witz nicht spurlos an ihm vorübergehen. Doch bei Butzko fühlt man sich während des zweistündigen Abends manchmal von der Fülle der Informationen und dem nicht enden wollenden Wortschwall überfordert.

Eine kleine Atempause gönnt er dem Publikum, als er einen Künstler mit zotteliger Perücke mimt. Das passt zwar nicht zum Rest des anspruchsvollen Programms, aber es macht Spaß — einfach nur Spaß.

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