Düsseldorf-Bilk Marionettentheater in Existenznot

Werkstatt und Probebühne könnten aus Brandschutzgründen geschlossen werden. Auch Geldsorgen hat Anton Bachleitner.

Düsseldorf-Bilk: Marionettentheater in Existenznot
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Im Herbst wollte Anton Bachleitner, Leiter des Marionettentheaters, seinem Publikum ein neues Stück präsentieren. Nötig wäre es, denn Zuschauer brauchen heute viel Abwechslung, um einer Kultureinrichtung die Treue zu halten. Bachleitner musste die Neuproduktion jedoch auf das nächste Jahr verschieben. Kurz vor Weihnachten ergab eine Begehung von Feuerwehr und Bauaufsicht, dass sowohl im Dachgeschoss als auch im Keller des Theaters jeweils ein zweiter Fluchtweg fehlt.

Sollte sich nicht bald eine Lösung finden, befürchtet Bachleitner, die Räume nicht mehr betreten zu dürfen. Das wäre fatal, denn in der Mansarde hat er sein Büro, im Keller befinden sich Probebühne und Werkstatt. „Wie soll ich dann noch den Betrieb aufrecht erhalten?“, fragt er. Die von der Immobilien-Verwaltung bislang vorgeschlagenen Alternativen — etwa sein Büro in das gegenüberliegende Heine-Institut zu verlegen, wo er sich jedoch nur bis 17 Uhr aufhalten darf — seien wenig praktikabel.

Das Marionettentheater hat seit 49 Jahren seine Räume im Palais Wittgenstein an der Bilker Straße 7 in der Carlstadt. Das Gebäude gehört der Stadt. Es wurde Ende des 18. Jahrhunderts errichtet, ist außerdem seit 38 Jahren Sitz des Institut Francais. Die Feuerwehr prüfte auch dort, mit der Folge, dass ein Kursraum nicht mehr genutzt werden kann.

Das Marionettentheater wird wie andere Gebäude regelmäßig brandschutztechnisch untersucht. Die Fluchtweg-Situation wurde stets bemängelt, jedoch nicht weiter verfolgt. Jetzt spitzte sich die Lage für Bachleitner erstmals zu. Barbara Thewes, Referentin im Dezernat Planen und Bauen beschwichtigt: „Wir brauchen eine Nutzungsänderung und müssen baulich aktiv werden. Der Theaterbetrieb wird dadurch nicht eingeschränkt.“

Bachleitner jedoch bereitet aktuell nicht nur die Raumfrage Kopfzerbrechen. 2014 musste er einen Kredit über 25 000 Euro aufnehmen, um die Gehälter zahlen zu können und ging dennoch mit einem Defizit von 21 000 Euro ins Jahr 2015. Solche finanziellen Engpässe machten ihm schon häufiger zu schaffen und belasten das Theater zunehmend. Die vermeintlichen Umsatzkiller aus dem Vorjahr, Sturm Ela und die Fußbal-WM, sind dafür nur teilweise verantwortlich. „Es kommen weniger Zuschauer, denn es gibt ein Überangebot an Kultur- und Freizeitprogrammen“, meint Bachleitner. „Wer will, holt sich seine Unterhaltung als Filmchen auf sein Handy.“

Bachleitner glaubt, dass sein Haus, das so gerne als kostbares Kleinod bezeichnet wird, von eben jenem guten Ruf alleine nicht mehr leben kann. „Wir brauchen ein gutes Werbekonzept“, sagt er und denkt dabei an eine professionelle Agentur, für die er jedoch kein Geld hat.

Im vergangenen Jahr hat die Politik ihm eine einmalige Zuschusserhöhung von 60 000 Euro für eine neue Produktion bewilligt. Das Geld muss er nun anderweitig einsetzen und erhielt dafür am Dienstag im Kulturausschuss die Erlaubnis.

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