Düsseldorf Mit tiefer Sehnsucht nach Damaskus

Der syrisch-deutsche Schriftsteller Rafik Schami gastiert in Düsseldorf. Mit dem Buchhändler Ulrich Ohm verbindet ihn eine Freundschaft.

Düsseldorf. Sie verbindet eine schon zwei Jahrzehnte währende Freundschaft, den syrisch-deutschen Schriftsteller Rafik Schami und den Düsseldorfer Buchhändler Ulrich Ohm, Geschäftsführer der Buchhandlung Dietsch in Benrath. Vor drei Jahren war Schami zuletzt hier und hat das Publikum mit frei erzählten orientalischen Geschichten über „Das Herz der Puppe“ verzaubert. Jetzt kommt er wieder, diesmal wohl mit einer Story, die sich politisch etwas weiter vorwagt. Die Veranstaltung in der Freizeitstätte Garath ist allerdings ausverkauft.

Rafik Schami ist ein Künstlername und bedeutet so viel wie Damaszener Freund. Einfach nach Damaskus reisen dürfe er nicht, sagt Ulrich Ohm im WZ-Gespräch. Rafik Schami habe sich als Literat — obgleich kein politischer Schriftsteller — bereits zu kritisch über die Lage in Syrien geäußert. „Ich war aber mal mit einer Reisegruppe in Syrien und habe im Bus aus einem Buch von Rafik Schami vorgelesen“, erzählt Ohm. Den offenbar kunstsinnigen syrischen Reiseleiter und Dolmetscher habe er vorher um Erlaubnis gefragt, der einwilligte und sich als neugierig erwies auf Schamis Geschichte „Damaskus im Herzen und Deutschland im Blick“.

„Man merkt dem Buch die tiefe Sehnsucht nach der Heimat an“, sagt Ohm. Schami habe sich immer gewünscht zurückzukehren und mit seinem Sohn, der heute erwachsen ist, Murmeln zu spielen. „Die Stätten, von denen Schami träumte, sind jetzt zerstört“, sagt Ohm. Das mache die Situation besonders traurig.

Als Erzähler schätze er Schami ungemein, sagt Ohm. „Er kann wunderbar fabulieren.“ Er rede frei und erzähle eine Geschichte nach der anderen, aus der sich auf einmal ein Strauß ergebe. „Irgendwann merkt man, dass all die Geschichten zusammengehören; das habe ich in Deutschland noch nie so erlebt.“ Allein die Titel und Sujets ließen durch Kuriosität aufhorchen. Eine Erzählung handle etwa von einer Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte. Schami trage spannend vor: „300 Leute und keiner hustet mehr.“

Von der neusten Geschichte will Ohm nicht alles verraten, nur so viel: Es gehe um einen Mann, der nicht zu Hause lebt und immer anruft, ob die Luft rein sei. Dann reise der Mann von Rom nach Syrien und werde dort in der Großfamilie herumgereicht. Trotz des herzlichen Empfangs fühle er sich nur als Gast und nicht wirklich in seiner Heimat angekommen.

Und es drängt ihn die Frage: Komme ich hier wieder raus? „Ich war so fasziniert von dem Buch, dass ich es in einem Rutsch durchgelesen habe.“ Die Lesung, die am Mittwoch in der Freizeitstätte Garath stattfindet, ist zwar schon ausverkauft, doch gibt es auf der Internetseite der Buchhandlung Dietsch ein Video von einer Lesung Rafik Schamis.

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