Operette „Die Csárdásfürstin“ von Emmerich Kálmán

Die Operette „Die Csárdásfürstin“ von Emmerich Kálmán wurde im Duisburger Haus der Rheinoper neu inszeniert.

Düsseldorf. Gedankenverloren bewegt eine Raumreinigerin ihren Wischmob über die Fliesen eines halbdunklen Nobel-Foyers des frühen 20. Jahrhunderts. Wie abwesend tut sie ein paar Schritte und zieht mechanisch ihren Putzwagen mit. Plötzlich senkt sich der mittlere Teil der mit bronzefarbenen Leuchtspiegeln ausgestalteten Decke herab wie eine Flügelklappe. Der sichtbar werdende Boden des Obergeschosses erweist sich als glitzernde Showtreppe. Wie im Traum steigt die Putzkraft hinauf in den Glamour-Himmel, um kurz darauf wiederzukehren als Csárdásfürstin — Titelheldin der gleichnamigen Operette Emmerich Kálmáns.

Regisseur Joan Anton Rechi rückt das aus dem Jahr 1915 stammende Erfolgsstück in Teilen um einige Jahrzehnte an die heutige Zeit heran, belässt jedoch die großen Handlungsstränge in einer Epoche, in der die Verlobung zwischen Chansonnette und Fürstensohn noch zum bühnenreifen Skandal gereichte. Bald senkt sich die gesamte Foyer-Decke herab und gibt den Blick frei auf das von Federboas, Tressenkleidern und Paradeuniformen wimmelnde Flitter-Universum. Die Inszenierung überzeichnet den altmodischen Operettenzauber und setzt auf ironische Brüche, um damit den Staub vom knapp 100 Jahre alten Bühnenwerk zu klopfen. Leider haftet solchen Bemühungen oft etwas Biederes, Pädagogisches an. Raffiniert gemachte Operetten wie die „Csárdásfürstin“ mit ihren musikalisch originellen und emotional ansprechenden Arien, Duetten und Tänzen bedürfen weniger der Deutung durch einen Regisseur als mehr der handwerklich virtuosen Realisierung.

Eine Hinterfragung der Handlung und ihres Happy Ends mag berechtigt sein, bremst aber auch den Spaß am Stück. Dieses lebt insbesondere vom Gesang. Mit der Sopranistin Nataliya Kovalova als Csárdásfürstin Sylva Varescu erlebt das Publikum eine durchaus schöne Stimme, die aber in den Höhen nicht immer ganz rein klingt und oft an Glanz verliert.

Der adlige Verlobte, Fürstensohn Edwin, ist mit dem Tenor Corby Welch etwas prekär besetzt: Der Amerikaner gehört zu einem der sensibelsten Sänger des Ensembles, doch als Operettentenor fehlt ihm das Temperament. Deutlich quirliger tritt dagegen Tenor Florian Simson als Graf Boni auf. Stimmlich leicht und edel: Sopranistin Alma Sadé als Bonis heimliche Geliebte Komtesse Stasi.

Derweil sind die eigentlichen Stars des Abends die Duisburger Philharmoniker unter der Leitung von Wolfram Koloseus. Das Orchester musiziert mit viel Rhythmus-Gefühl und bringt ordentlich Schwung und Schmackes in die Sache und lässt die Musik direkt ins Blut des Zuschauers gehen.

Kein Wunder, dass Dirigent und Philharmoniker am Ende — nach zweieinhalb Stunden — den stärksten Beifall vom Publikum ernten.

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