Peter Handke erinnert sich an die Düsseldorfer Jahre

Als Übersetzer kehrte er in seine alte Heimat zurück.

Düsseldorf. Zwei Jahre lang, von 1966 bis 1968, lebte Peter Handke in Düsseldorf und wohnte unter anderem an der Gartenstraße. Hier schrieb er beispielsweise „Ich bin ein Bewohner des Elfenbeinturms“ und die „Publikumsbeschimpfung“. Ob er Erinnerungen an die Zeit habe, wollte Moderator Norbert Wehr von Handke wissen. „Es sind so viele — da würden wir bei Sonnenuntergang hier noch sitzen“, so der Dichter bei der Matinee am Sonntag beim Poesie-Fest des Heine-Hauses im Trinkhaus-Auditorium der Kunstsammlung NRW.

Besonders viel sagte er dann aber nicht zu seinen im Kopf behaltenen Stadt-Eindrücken. Die Straßenbahn habe er noch vor Augen, auch die Zeit mit seinem ersten Kind. In Düsseldorf habe er Filmregisseur Wim Wenders kennengelernt, der damals noch Maler habe werden wollen und mit dem er später gemeinsam Filme drehte. Handke war nicht gekommen, um über sich zu sprechen, auch über den Skandal um den Heine-Preis 2006, den er nach Politstreit im Stadtrat lieber gar nicht erst annahm, verlor er keine Silbe.

Der 70-jährige Kärntner gastierte jetzt als Übersetzer fremdsprachiger Dichtkunst ins Deutsche. 30 Werke aus vier Sprachen hat er bereits übersetzt, eine Beschäftigung mit der er eigentlich schon abschließen wollte. Doch dann starb der ihm so unsagbar viel bedeutende griechische Dichter Dimitri T. Analis, den er für seine „ernsthafte Poesie“ schätzt. So übersetzte Handke doch noch einmal. „Präludium zur neuen Kälte der Welt“, so der deutschsprachige Titel des ursprünglich auf Französisch verfassten Gedichtbands.

Die Lesung erfolgte zweisprachig: Handkes Ehefrau Sophie Semin las die Textausschnitte im französischen Original und Handke die deutsche Übersetzung. Das Gedicht verarbeitet poetisch soziale Kälte. Wie aus der Ferne wird die kühle Finanzwelt angeschwemmt. „Da schaukeln die letzten schwarzen Schwäne des Säkulums“, heißt es da ähnlich einem Unheil prophezeienden Menetekel. Als Moderator Norbert Wehr wissen wollte, ob man nicht immer mehrere Übersetzungen gleichzeitig in einem Band anbieten sollte, verneinte Handke vehement: „Wenn ich das Bild verstehe, gibt es keine Varianten.“

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