Premiere im "Cinema": „Studio Braun sind nur Putzerfische“

Rocko Schamoni, Heinz Strunk und Jacques Palminger stellen im Cinema „Fraktus“ rollengetreu vor. Eine Band, die es nie gab.

Düsseldorf. Für Udo Heimannsberg und Kalle Somnitz, Betreiber der Düsseldorfer Filmkunstkinos, sind Filmpremieren die Feiertage im Unterhaltungsgeschäft. Besonders dann, wenn die Künstler auch noch selber anwesend sind. Diesmal kamen Regisseur Lars Jessen, Rocko Schamoni, Heinz Strunk, Jacques Palminger und Piet Fuchs ins Cinema in der Schneider-Wibbel-Gasse.

Am Mittwochabend, bei der NRW-Premiere von „Fraktus — Das letzte Kapitel der Musikgeschichte“, hatte aber auch das Publikum etwas zu feiern. Denn der fiktive Dokumentarfilm über die beste Band, die es leider nie gab, wurde begeistert aufgenommen.

Solche Filme kommen nicht oft aus Deutschland. Die völlig frei erfundene Handlung über eine Band, die angeblich den Techno in die Welt gebracht hat und die jetzt, 25 Jahre nach ihrer Trennung, von einem etwas halbseidenen Musikproduzenten wieder zusammengebracht werden soll.

Während echte Stars wie Blixa Bargeld, Scooter oder Jan Delay schildern, wie wichtig Fraktus angeblich für ihre eigene musikalische Karriere war, hat das Leben die drei Bandkollegen inzwischen meilenweit auseinandergespült. Nur einer von ihnen (Heinz Strunk) ist als Produzent von Ballermann-Hits der Musik treu geblieben. Immerhin. Die beiden anderen fristen ihre bescheidene Existenz als grenzdebiler Internetcafébesitzer (Rocko Schamoni) und als Stammhalter einer „Optiker-Dynastie“ mit Vorliebe für erfundene Krankheiten (Jacques Palminger).

Auch im wahren Leben sind die drei Musiker, bekannt wurden sie auch durch ihre Telefon-Sketche bei „Studio Braun“, ihre Theaterstücke oder Bestseller wie „Fleisch ist mein Gemüse“ und „Dorfpunks“. Auf ein mögliches Comeback von Studio Braun angesprochen, antwortet das Trio, ohne aus dem Rollenmodell zu fallen. „Studio Braun, das sind nur Putzerfische, die sich jetzt an unseren Erfolg dranhängen — Schmarotzer halt“, erklärt Palminger divenhaft.

Ganz trocken antwortet dagegen Schamoni auf die Frage, ob es denn auch Leute aus der Techno-Szene gäbe, die das Projekt richtig schlecht gefunden hätten: „Ja, die meisten.“ Und Regisseur Lars Jessen stellt sogar fest. „Wir haben selten so viel Glück bei so viel Ablehnung empfunden“, wie bei dem für den Dokumentarfilm wichtigen Live-Auftritt auf einem Festival bei Leipzig.

Anscheinend kommt das Düsseldorfer Publikum besser mit Avantgarde-Kunst à la „Fraktus“ klar. „Am Samstag hatten wir erst drei Vorbestellungen“, berichtet Kino-Chef Kalle Somnitz, „und am Montagabend war alles ausverkauft.“ Fast ausverkauft, denn ein Platz blieb frei. Eigentlich wollte sich nämlich auch Helge Schneider „Fraktus“ nicht entgehen lassen. Wegen Dreharbeiten an seinem eigenen Film musste er die Premiere aber sausen lassen. Sichtlich viel Spaß hatten dagegen Campino und Andi von den Toten Hosen.

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