Premiere in der Komödie: Eine schwarze Lady mit Geist

Judy Winter begeistert in „Rose“ von Neil Simon in der Komödie an der Steinstraße.

Düsseldorf. Eine ideale Partnerschaft: Der Mann tut immer genau das, was die Frau will. Kein Wunder, denn er existiert nur in ihrer Phantasie. "Seit du tot bist, lebt es sich mit dir viel besser", sagt Rose, die schon zwei Jahre lang Nacht für Nacht mit ihrem verstorbenen Walsh redet.

Im schwarzseidenen Schlafanzug schwebt Judy Winter die Treppe herunter, um Walsh zu begrüßen. Der erscheint ganz in Weiß gekleidet aus dem blau schimmernden Hintergrund durch eine der Flügeltüren, hinter denen man das Jenseits vermuten kann - oder den Zugang zum Strand in diesem eleganten Sommerhaus, das Regisseur und Bühnenbildner Rüdiger Hentzschel mit weißen Möbeln und Bücherregalen ausstattete.

Mit resolutem Charme versucht Rose, ihren Walsh ins Schlafzimmer zu locken (ja, sogar das soll gehen, obwohl es eine Höchstleistung an Konzentration von ihr verlange, sagt sie), aber an diesem Abend verweigert sich Walsh. Er will sich endgültig zurückziehen, auch aus ihrem Kopf. Zum "Abschied" vermacht er ihr eine Herausforderung: Sie soll seinen letzten Roman vollenden.

"Rose" ist eine geistreiche Komödie im doppelten Sinn des Wortes. Denn der Geist von Walsh ist in der Verkörperung durch Hartmut Becker für die Zuschauer real anwesend - und er ist kein braver Geist! Rose und Walsh streiten, dass die Fetzen fliegen.

Auch wenn sie sich mit ihrer Tochter Arlene (Alexandra Marisa Wilcke) oder dem jungen Autor Clancy (Roman Rossa) unterhält, mischt er sich gerne ein, was für die anderen total irritierend ist. Dann weiten sich die pointenreichen Dialoge zu hinreißenden Terzetten und Quartetten aus; es wird viel gelacht in dieser Geisterkomödie!

Judy Winter ist eine ideale Rose. Sie verkörpert mit Schwung, Humor und zuweilen mädchenhaftem Trotz die Schriftstellerin, die durch den Tod ihres Partners aus dem Tritt geraten ist. Die Trauer der Zurückgebliebenen zeigt sie ebenso wie die Müdigkeit des Alters, die sie aber mit funkelndem Witz überspielt.

Rose muss gute Theaterstücke geschrieben haben, denkt man, so geistreiche wie Neil Simon, der mittlerweile 82-jährige amerikanische Erfolgsautor. Denn was tut ein Dramatiker anderes als Rose? Er lässt Geister miteinander streiten. So ist "Rose" auch eine Liebeserklärung ans Theater - und natürlich eine an die Liebe über den Tod hinaus.

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