Premiere in der "Komödie": Enthüllung wird zum Dessert serviert

In der Komödie an der Steinstraße wurde „Das perfekte Desaster-Dinner“ mit gutem Verwirrspiel aufgetischt.

Premiere in der "Komödie": Enthüllung wird zum Dessert serviert
Foto: David Young

Düsseldorf. Ein über der Sofalehne liegender Damenmantel kann auf einen Ehemann beunruhigend wirken. Und zwar dann, wenn er der eigenen Frau gehört, obwohl sie längst woanders sein sollte. Wirklich alarmierend wirkt dieses Zeichen der Anwesenheit, wenn die heimliche Geliebte jeden Moment verabredungsgemäß auf der Matte steht. Das ist die Ausgangslage der Komödie „Das perfekte Desaster-Dinner“, das nun an der Steinstraße Premiere hatte.

Der pummelige Hausherr Stefan hat in sein schickes Feriendomizil ein junges Model geladen, um dessen 23. Geburtstag zu feiern. Eine üppige Geburtstagstorte ist auch schon im Haus und nun freut sich der Schmecklecker händereibend auf eine süße Nacht — allerdings zu früh. Denn — oh Schreck — die Gattin ist ja noch da. Plan B muss her. Und der heißt Robert.

Seit Kindergarten-Zeiten sind Stefan und Robert Freunde. Und nun soll Robert einen Freundschaftsdienst leisten und sich als Liebhaber der Geliebten Stefans ausgeben. Dieser ahnt aber nicht, dass er das Chaos damit nur komplettiert. Das gemeinsame Abendessen erweist sich schließlich als enervierendes Katz-und-Maus-Spiel.

Das Lustspiel von Marc Camoletti bedient sich der klassischen Komödien-Muster, überzeichnet sie allerdings extrem. Verwechselungen, Verwicklungen und anzügliche Wortspiele ergeben ein groteskes Tohuwabohu, aus dem weder die Figuren noch die Zuschauer ganz schlau werden. Aber das große Verwirrspiel tut der Handlung gut. Denn kleine dramaturgische Schwächen wie unlogische Verhaltensweisen werden dabei brillant überblendet.

Eigentlich müsste dem Zuschauer ja auffallen, dass Robert keinen zwingenden Grund hat, seinen Freund bis zum Schluss zu decken. Aber der vielen schönen Pointen willen lässt sich der Zuschauer gerne auf die eine oder andere Ungereimtheit ein.

So ist es freilich geschickt, dass die von Regisseur Hannes Muik geführten Darsteller voll aufdrehen und sich zu Karikaturen typischer Boulevardfiguren machen. Spezialist fürs Abgedrehte ist der Schauspieler Thorsten Hamer in der Rolle des Stefan.

Er macht ihn geradezu zur Witzfigur und gleichzeitig zum drolligen Sympathieträger, obwohl er streng genommen ein ziemlich schlimmer Finger ist. Immerhin zwingt er ja alle Beteiligten in Rollen hinein, die jenen gar nicht recht sind. Da er sich aber stets bewegt wie eine großes Kind, kann man ihm einfach nichts übelnehmen.

Alle Darsteller spielen ungemein lebendig. Und trotz der beträchtlichen Länge des Stücks treten beim Zuschauen keine Ermüdungserscheinungen auf. Allein die trockene Art, mit der Claudia Rohnefeld die bajuwarisch bodenständige Catering-Dame Susanne spielt, birgt kurzweilige Komik. Spannend bleibt es nicht nur wegen der Neugier auf das Ende, sondern weil es immer wieder Freude macht zu beobachten, wie sich jeder der Protagonisten aus seiner eigenen Affäre wieder herauszieht.

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