Premieren in Serie am Schauspielhaus

Die neue Saison beginnt mit einem Antikriegs-Drama, Shakespeare, Goethe und einem rebellischen Paar.

Premieren in Serie am Schauspielhaus
Foto: Young David (DY)

Düsseldorf. Als einen Kraftakt bezeichnete Schauspielhaus-Intendant Günther Beelitz die Premieren-Serie, mit der das Theater am Freitagabend die neue Spielzeit am Gründgens-Platz beginnt. Ein guter Start kann in dem angeschlagenen Haus belebend wirken. Beelitz mag darauf nicht setzen: „Eine Rakete reicht nicht“, sagte er gestern bei der Präsentation der neuen Produktionen. „Wir sind nur mit einer Dauerbeleuchtung zufrieden.“

Premieren in Serie am Schauspielhaus
Foto: Melanie Zanin

Sommernachtstraum Ebenso wie Hinkemann wurde diese Produktion noch unter Beelitz’ Vorgänger Manfred Weber ausgewählt. Regie führt der Katalane Alex Rigola, der, wie Dramaturgin Eva-Maria Voigtländer betont, konsequent von den Schauspielern abhängig macht, für welches Stück er sich entscheidet. „Er war viele Male in Düsseldorf“, sagt sie, um sich die Schauspieler anzusehen.“ Den Ausschlag gaben am Ende Sven Walser und Edgar Eckert. „Ohne sie hätten wir Shakespeares Sommernachtstraum vielleicht gar nicht gemacht“, glaubt Voigtländer. Die Männer spielen Titania und Oberon, König und Königin des Elfenreichs, dessen Bewohner und Besucher allerlei Lüsten frönen. Mittendrin Lysander und seine Hermia, die eigentlich Demetrius heiraten soll. Die Handlung dreht sich um die ewige Suche nach Identität, die angeblich nur findet, wer die menschlichen Abgründe kennt. Gespielt wird nicht im grünen Zauberwald, sondern im Atelier von Andy Warhol. Der Künstler hatte 1964 in seiner „Factory“ ein orgiastisches Selbsterfahrungslabor eingerichtet. In der Rolle des Puck, Kobold und Hofnarr von Oberon, ist Moritz Führmann zu sehen.

Premieren in Serie am Schauspielhaus
Foto: Fischer

Midsummer, eine Sommernacht Regie führt Nele Weber, die bereits „Die Zofen“ am Schauspielhaus inszenierte. Das Stück wurde 2008 in Edinburgh uraufgeführt und stammt aus der Feder des schottischen Dramatikers David Greig und des Independent-Musikers Gordon McIntyre, der den Schauspielern Anna Kubin und Michael Kamp Gesang abverlangt. Die Musikarrangements übernimmt Oliver Welter, der die Band Naked Lunch mitgegründet hat. Erzählt wird die Geschichte von Bob und Helena, denen es ein Genuss ist, Geld zu verprassen, das ihnen nicht gehört.

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Foto: Michael Kneffel

Iphigenie auf Tauris Eine durch und durch edelmütige Figur ist Goethes Iphigenie. Die Tochter von König Agamemnon muss sich entscheiden: Rettet sie weiter die Menschen oder löst sie den Fluch auf, der auf ihrer Familie lastet. Noch bevor die Inszenierung, bei der Mona Kraushaar Regie führt, in Düsseldorf zu sehen ist, landen bei Dramaturg Oliver Held Lehrerreaktionen. „Sie beklagen, dass die Iphigenie doch so schwierig sei“, sagt Held, der dem widerspricht. „Wir konzentrieren uns auf die Essenz: Schuld und Sehnsucht und machen das verstehbar. Dies jedoch nicht nur für Schüler und Lehrer.“

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Foto: Sebastian Hoppe

Hinkemann Ernst Tollers Drama „Hinkemann“ vom traumatisierten Soldaten, der auf Jahrmärkten Ratten totbeißt, eröffnet den Vorstellungsreigen am Freitag — es wurde bei den Salzburger Festspielen Anfang August gefeiert. Der junge Serbe Milos Loli´ führt Regie, die Rolle des Hinkemann spielt Jonas Anders. Er symbolisiert eine Frage, die heute aktueller ist denn je: Wie wird mit Kriegsversehrten umgegangen. wer kümmert sich um die Heimkehrer? Bei Hinkemann schlägt das Schicksal mit allem Zynismus zu: Ihm werden beim Kampf ums Vaterland die Genitalien weggeschossen. Verletzt und deprimiert kehrt er zurück und beschert mit seinen absonderlichen Zirkusnummern den Menschen Vergnügen.

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