Schauspielhaus: Kranker Intendant hört auf

Als Regisseur bleibt Staffan Holm Düsseldorf verbunden, die Theaterleitung gibt er aber auf.

Düsseldorf. Seine Entscheidung steht fest: Staffan Holm ist ab sofort nicht mehr Intendant am Düsseldorfer Schauspielhaus. Wer den sonst so humorvollen und leidenschaftlichen Theatermann seit der Sommerpause erlebt hat, konnte sehen, dass es ihm nicht gut geht. Trauerfälle in der Familie, eine schmerzhafte Armverletzung und die Sorgen um das wegen schlechter Auslastung und Sparzwang in die Diskussion geratene Schauspielhaus haben ihm zugesetzt. Am Donnerstag hat er öffentlich erklärt, dass er an Burn-Out erkrankt ist und sich schon in der kommenden Woche in Behandlung begeben wird.

Überraschung und Mitgefühl herrschten am Schauspielhaus. Seinen Mitarbeitern hatte Holm die Entscheidung in einer Betriebsversammlung am Morgen in einer — wie es hieß — sehr persönlichen Weise mitgeteilt. Immer wieder hatten die Menschen auf und hinter der Bühne ihn als humorvollen und intelligenten Chef gelobt. Jemand, der für sein Haus einstand, auch wenn Kritiken mies ausfielen oder die Auslastung mit 62 Prozent alles andere als zufriedenstellend war.

Nur 16 Monate hat die Intendanz von Staffan Holm gedauert. Der künstlerische Erfolg blieb aus, auch wenn seine Vision einer Internationalisierung des Hauses deutlich Gestalt annahm. In die Schlagzeilen war Holm im Sommer geraten, als er sich mit Oberbürgermeister Dirk Elbers wegen Einsparungen im Bühnenetat anlegte. „Der Druck auf Holm war immens. Wir müssen schon fragen, wie die Stadtspitze mit den Kulturschaffenden auch menschlich umgeht“, sagt Miriam Koch von den Grünen.

Dass diese Diskussion zum Rücktritt geführt habe, weist Kulturdezernent Hans-Georg Lohe von sich. „Herr Holm wollte aus gesundheitlichen Gründen eine klare Entscheidung.“ Das hätten ihm seine Ärzte geraten. Im Gespräch mit ihm sei eine Rückkehr als Intendant nach der Behandlung keine Alternative gewesen. Lohe: „Ich bin froh, dass er uns als Hausregisseur erhalten bleibt.“ Bereits im März kommenden Jahres will Holm Ibsens „Peer Gynt“ im Schauspielhaus inszenieren.

Bis Stadt und Land einen neuen Intendanten gefunden haben, übernimmt der Kaufmännische Geschäftsführer Manfred Weber die Leitung am Gustaf-Gründgens-Platz. Er kennt das Haus bereits seit 2001 und hat Erfahrungen als Intendant.

Heike Spies, Vorsitzende der Theatergemeinde, hingegen hofft, dass die Ära Holm noch nicht zu Ende ist und fragt sich, wie man ihm helfen könnte. „Vielleicht geht es ihm besser, wenn die Bürde erst einmal von ihm genommen ist.“ Für sie ist die Erkrankung Holms auch ein „menschliches Ausrufezeichen“. Es könnten nicht immer nur die nächste Aufführung, die Kritiken und die Auslastung zählen, erklärte sie. Gerade im Theater gehe es auch ums Zuhören und ums Menschsein.

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