Düsseldorf Sopranistin Sancho Pereg: „Juan macht mein Leben besser“

Elena Sancho Pereg singt an der Rheinoper. Sie stammt aus Spanien und lebt hier mit ihrem Bruder.

Düsseldorf: Sopranistin Sancho Pereg: „Juan macht mein Leben besser“
Foto: MZ

Düsseldorf. Gerade mal eine Spielzeit ist Elena Sancho Pereg an der Rheinoper. Und wurde in einer Kritikerumfrage in NRW in der „Welt am Sonntag“ zur Nachwuchssängerin des Jahres gekürt. Die grazile Spanierin mit Modelfigur hat als verspielte Zerbinetta in der Richard-Strauss-Oper „Ariadne auf Naxos“ Publikum und Rezensenten gleichermaßen fasziniert. Hinter der Bühne eine fröhliche, ausgelassene Frau, die extravagante Klamotten bevorzugt, aber „natürlich nur Second Hand“.

Düsseldorf: Sopranistin Sancho Pereg: „Juan macht mein Leben besser“
Foto: Hans Jörg Michel

Das Ungewöhnliche: Die 32-jährige Koloratursopranistin mit langen braunen Haaren wohnt zusammen mit ihrem Bruder Juan, der erst vor kurzem von Nordspanien an den Rhein kam. Im Juni zogen sie von einer kleinen Wohnung in Oberkassel in eine größere in der Friedrichstadt. Juan ist 28, Architekt, und arbeitet im renommierten Architektur-Büro Ingenhoven. „Ein Traumjob“, strahlt er.

Die WZ sprach mit den beiden, bevor Elena ihren Urlaub antrat. Eine Reise mit Freunden nach Indien war Elenas langgehegter Wunsch. Klar: Juan macht sich Sorgen. Indien sei für europäische Frauen nicht ungefährlich, meint er. Aber sie fahre ja mit einer Gruppe, beruhigt er sich.

„Er macht mein Leben besser.“ Aus Elenas Mund klingt das ehrlich. Sie habe seit dem Studium wie eine Nomadin gelebt und „werde jetzt mit ihm das erste Mal sesshaft“. Juan achtet auf Elena. Sie braucht, zumal vor Vorstellungen, für ihre extrem hohe Stimmlage viel Schlaf und Ruhe. Ihr Bruder kümmert sich neben seinem Beruf auch um den Haushalt, um gesunde Ernährung und „bereitet das Frühstück, jeden Tag mit frisch gepresstem Orangensaft.“ Sie schmunzelt: „Er ist mein bester Freund und ersetzt Mutter und Vater.“ Und freut sich: „Düsseldorf hat uns nach fast 16 Jahren wieder zusammen gebracht.“

Denn Elena, vorher Gast-Sängerin in Krefeld/Mönchengladbach, verließ mit 17 das Baskenland (damals war Juan gerade zwölf) und studierte Oper und Zarzuela in Madrid, den letzten Schliff erhielt sie in der Londoner Guildhall School. Glücklich ist sie, dass sie in Deutschland gelandet ist. Die Menschen seien extrem freundlich, zuverlässig, können aber auch hart arbeiten. Schon als Kind habe ihr Vater (ein Ingenieur) von Deutschland geschwärmt: „Von den Deutschen könnt ihr viel lernen.“

Tatsächlich: Elena und Juan wissen viel von deutscher Geschichte, vom 19. Jahrhundert und der NS-Zeit. Und staunen: „Für Spanier ist es ein Wunder, wie ein Land nach Zerstörung und Nazi-Terror so schnell wieder aufgebaut und zu einer Demokratie wurde.“ Kein Wunder, dass beide intensiv die deutsche Sprache lernen.

Im Juli 2014 begann Elena mit dem Sprachkurs, denn im Herbst musste sie ihre erste Rolle in Deutsch singen (in „Ariadne“), einen Monat habe sie gebraucht, um den Text zu lernen und zu verstehen. In der kommenden Saison folgt die Fiakermilli in Strauss’ „Arabella“. Danach noch eine Rolle in Rimski-Korsakows „Goldener Hahn“ in Russisch. Das werde noch komplizierter.

Stichwort Koloratursopran. Wie pflegt Elena ihre Stimme? „Ich darf nicht zu viel singen und verstehen, wann und was ich (noch) nicht singen darf.“ Ehrlich zu sich selber müsse man sein, und „ein guter Freund seines eigenen Körpers“. Das Wichtigste für eine lange Karriere: „Man muss Respekt vor der eigenen Stimme entwickeln.“

Zurück zu Juan, der sich als Fan der Architektur im Medienhafen outet. Er arbeitete drei Jahre als Architekt für Stadtplanung und als Interior Designer in Bilbao. Viele Jung-Architekten sind arbeitslos, auch in Spanien, berichtet er. 75 Prozent seiner Kommilitonen arbeiten in anderen Berufen. So riskierte einiges, als er — ohne Jobzusage — nach Düsseldorf kam.

Da beide Sancho Peregs aber kontaktfreudig sind und zusammen ausgehen, lernten sie im letzten Winter im Atelier der Malerin Ulrike Arnold auch Architekten kennen. So konnte sich Juan bei Ingenhoven bewerben, arbeitete zwei Monate an seinem Portfolio, belegte nebenbei einen Sprach-Intensivkurs. Und hatte Glück. Er sagt: „Man muss nach vorne schauen und etwas riskieren.“

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