Spitzentänzer setzen originelle Akzente

Das Ballets de Trockadero zeigt klassische Stücke mit viel Witz. Die Tanzkunst der Männer begeistert das Publikum der Oper.

Düsseldorf. So viele auf Spitzenschuhen trippelnde Schwäne, so viele gesteifte Tütüs in Pink und Rosa, Rot, Weiß und Blau hat man auf der Bühne im Opernhaus lange nicht mehr gesehen. Und so viel zu lachen wie bei der Show des „Ballets Trockadero de Monte Carlo“ gab es für Ballettfans auch lange nicht mehr.

Keine moderne und puristische Tanzkunst bieten die 16 Herren der New Yorker Kompanie. Sondern die „Trocks“, wie sie seit Jahrzehnten weltweit von Fans genannt werden, mutieren zu Prinzessinnen, Feen, manchmal auch zu Prinzen. Sie drehen viele Pirouetten, lieben große Sprünge und Posen wie einst am russischen Zarenhof. Doch unvermittelt stolpern sie, fallen aus ihrer Rolle, kratzen oder klimpern mit ihren XXL-Wimpern.

Wie sie Klassische Ballett-Perfektion mit Comedy verquicken, ist unverwechselbar. Daher belohnten die Zuschauer die Zwei-Stunden-Performance in der Rheinoper, die fern von billiger Travestie-Klamotte ist, mit Ovationen und Jubel.

Erstmals sind sie in Düsseldorf, wo ihre Deutschland-Tournee beginnt. Deshalb schnürten sie ein Luxus-Paket mit „The best of the Trocks“: Ausschnitte aus Schwanensee, Don Quixote, Go for Barocco und Paquita. All das sind Ballett-Klassiker angetrieben von eingängiger, schmissiger Musik.

Diese Grands Ballets sind in dieser Spitzenqualität nur noch an den größten Musentempeln der Welt zu sehen. Und die „Trocks“ engagieren für ihre Programme ausschließlich Solisten von exquisiter Technik, die bereits in anderen Truppen Karriere gemacht haben. Ein Jahr lang werden die Herren auf Spitzentanz getrimmt — eine Technik, die sonst Frauen vorbehalten ist.

Stilsicher trippeln sie zunächst mit strammen Waden als Schwäne über eine düstere See-Idylle, bis plötzlich einer aus der Reihe tanzt, stolpert, schimpft und dann wieder den anderen folgt. Auch der weiße Schwan mit Krone, Prinzessin Odette/Odile, hat so einige Probleme mit dem Traumprinzen, der gegen den Bösewicht Rotbart zu kämpfen hat. Zu kleinen Störungen kommt es ebenso im grand Pas-de-deux, den sie/er mit Bravour und reichlich Stummfilmpathos zelebriert.

Der Reiz dieser Mischung: Zunächst bauen die Ballerinen Illusionen auf, betören durch makellose Technik und langsam rudernde Schwanenarme. Wie ein Schluckauf wirken dann die fein dosierten, parodistischen Einsprengsel. Das technische Können ist bewundernswert. Und so hüten die hohen, sicheren Flugsprünge, virtuosen Hebefiguren (Mann hebt Mann), die lange gehaltenen Balancen und die fein gedrehten Pirouetten die Show davor, in Klamauk abzugleiten.

Ballett vom Feinsten bietet die Pas-de-deux in „Don Quixote“ und „Paquita“, in deren Variationen kaum zu spüren ist, dass hier nur Männer am Werk sind. Nur spärlich werden dabei komödiantische Akzente gesetzt. In Go for Barocco indes kommt es zu einem urkomischen Wechselspiel zwischen zartgliedrigen Feen und stämmigen, strammen Ballerinen mit sprießender Brustbehaarung.

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