Tausendfüßler: Retter dokumentieren ihren Frust

Manfred Droste stellt das Buch „Der Düsseldorfer Tausendfüßler“ vor, das zeigt, wie sich Bürger für die Brücke einsetzten.

Düsseldorf. Den Tausendfüßler können sie nicht mehr retten. Seit zwei Jahren ist die Hochstraße aus dem Stadtbild verschwunden, die seit 1962 den Verkehr durch die City führte. Sie wurde abgerissen, um Platz zu machen für die neuen Bauten des Kö-Bogens. In der Bürgerinitiative „Lott Stonn!“, die Verleger Manfred Droste 2006 ins Leben rief, hatten sich Gegner dieser Pläne — unter anderem der Bund Deutscher Architekten (BDA) — versammelt. Ihr Versuch, den Tausendfüßler zu erhalten, scheiterte. So fiel eine Brücke, die seit 1993 zu den denkmalgeschützten Bauten der Stadt zählte.

„Aus dem Frust der Akteure ist dieses Buch entstanden“, erklärt Hagen Fischer, der mit Droste am Freitag im Stadtmuseum die 224 Seiten umfassende Dokumentation „Der Düsseldorfer Tausendfüßler — Die Auseinandersetzung um den Erhalt der Hochstraße und um die Kö-Bogen-Planung“ vorstellte. Fischer, ehemals im Stadtplanungsamt Düsseldorf tätig, geht entlang der dokumentierten Chronologie nochmals die Etappen durch: Von 2003, als der damalige Oberbürgermeister Joachim Erwin auf der Immobilienmesse Mipim in Cannes die Pläne für den Kö-Bogen erstmals präsentierte, bis Anfang 2013, dem Abriss der Hochstraße.

Mit dem klaren Tenor der Gegner dokumentiert das Buch, wie sich die Planung der beiden Bauabschnitte des Kö-Bogens entwickelt hat, welche Argumente für den Erhalt der Hochstraße standen und welche Alternativen aus Sicht des BDA in Frage gekommen wäre. Platz für die andere Seite wird nicht eingeräumt. Von Propaganda und einer Farce der Bürgerbeteiligung spricht Droste, wenn er über die Seite der Stadt referiert. Hier vergibt das Buch die Chance, ein wichtiges Stück Stadtgeschichte zu dokumentieren.

Damals sei erklärtes Ziel gewesen, mit dem Abriss das überholte Gebot einer autogerechten Stadt zu überwinden. Das sei indes ins Gegenteil verkehrt worden. Als Beispiel nannte Architekt Thomas Beucker die Elberfelder Straße an, wo die Menschen nun in den Schlund eines Autotunnels blickten. Als Ziel für die Zukunft formulierten die Redner, dass das architektonisch gestaltete Ufer vor dem Libeskind-Bau umgestaltet werden müsse. Schließlich sei der Hofgarten ein Park, zu dem eine natürliche Uferregion gehöre.

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