Theaterchef Manfred Weber: „Wir brauchen Schauspielergesichter“

Mit neuen Künstlern und nicht mehr ganz so coolen Erscheinungsbild, will Manfred Weber das Image des Schauspielhauses aufpolieren.

Düsseldorf. Ein halbes Jahr lang dauerte das Hickhack um Manfred Weber. Jetzt hat der langjährige künstlerische und kaufmännische Betriebsdirektor des Schauspielhauses für zwei Jahre Planungssicherheit. Er wird bis zum Ende der Spielzeit 2014/15 das Theater als Intendant leiten und hat sich vorgenommen, dem Haus zu neuem Glanz zu verhelfen.

Herr Weber, Sie sind Theaterchef für zwei Jahre. Eine Zeitspanne, mit der sich arbeiten lässt. Was packen Sie als Erstes an
Manfred Weber:
Zunächst einmal ist das Programm der kommenden Spielzeit geprägt vom Krisenmanagement. Ich habe daran zwar mitgewirkt, vieles ist jedoch noch unter Staffan Holm geplant worden. Ich freue mich vor allem auf die übernächste Spielzeit. Das ist für mich eine Gelegenheit, den Spielplan mehr nach meinen Vorstellungen zu prägen.

Sie wollen also langfristig Intendant bleiben?
Weber:
Ich bin es jetzt zwei Jahre lang, dann sehen wir weiter. Wir haben genug Probleme und keine Zeit für Wahlkampf.

Wie werden Sie die Probleme los?
Weber:
Wir brauchen ausgewiesene Schauspieler-Regisseure. An unserem Haus wurde zuletzt oft mehr konzeptionell gearbeitet und nicht so sehr mit Schauspielern. Ich meine jedoch, wir müssen die spezifische Ausdrucksstärke der Schauspieler besser nutzen. Wohin ich will, hat die jüngste Auszeichnung gezeigt: Das Ensemble von „Der Zerbrochene Krug“ hat den Preis für die beste Ensembleleistung beim Theatertreffen NRW erhalten.

Das heißt, auch beim Ensemble wird sich etwas ändern.
Weber:
Ja, wir brauchen mehr Schauspieler zwischen 40 und 60 Jahren. Bei uns fehlt diese Generation ja nahezu vollständig. Deswegen können wir auch nicht alle Rollen besetzen, die wir besetzen wollen. Ganz einfach wird es allerdings nicht, Schauspieler an uns zu binden. Denn zurzeit sieht man unser Haus als eines an, das sich in einer Übergangsphase befindet.

Neue Schauspieler, neue Regisseure — dürfen die beiden Dramaturgen, die Staffan Holm ins künstlerische Leitungsteam geholt hat, bleiben?
Weber:
Entsprechende Gespräche sind noch zu führen.

Sie haben bei der Vorstellung des Spielplans betont, künftig musikalische und heiterere Produktionen zu bringen. Gibt’s bald Musicals am Gründgens-Platz?
Weber:
Eine musikalische Produktion im Jahr sollte es geben. Schauspieler singen alle gern. Außerdem kann man damit so herrlich ironisch sein, Sie müssen also keinen Niveauverlust befürchten. Und zur Heiterkeit: Sie ist überzeugendes Mittel, wenn deutlich gemacht werden soll, dass sich das Theater selbst nicht so ernst nimmt. Ich finde es einfach schwierig, wenn Theater die Welt retten will.

Sie wollen das Schauspielhaus retten. Bis Sie dazu die Rückendeckung der Politiker hatten, dauerte es eine Weile.
Weber:
Das hat damit zu tun, dass die wenigsten wussten, dass ich aus der Kunst komme. Offiziell war ich „nur“ der Manager, intern aber bin ich stets am künstlerischen Prozess beteiligt gewesen. Dies übrigens auch schon unter Anna Badora.

Sie haben angekündigt, die Schauspieler deutlicher als bisher in den Mittelpunkt zu rücken. Ist das der Wunsch des Publikums oder eine Marketingstrategie? Heike Spies von der Theatergemeinde glaubt, die Düsseldorfer Theaterbesucher brauchen Idole.
Weber:
Düsseldorf ist eine Stadt, die ihre Schauspieler wirklich liebt und die große Schauspieler hervorgebracht hat. Peter Simonischek, Udo Samel oder Peter Lohmeyer aus der älteren Generation zum Beispiel. Oder Constanze Becker, die bei uns mit Jürgen Gosch gearbeitet hat — sie haben sich als junge Talente in Düsseldorf weiterentwickelt. Der entscheidende Punkt ist, dass sie die richtigen Rollen spielen.

Seit Anfang des Jahres arbeitet die Werbeagentur Grey für Sie. Was ist für die kommende Spielzeit geplant?
Weber:
Man hat uns ein cooles Erscheinungsbild und große Wortlastigkeit attestiert. Die Profis meinen jedoch, wir brauchen mehr Bilder und Schauspielergesichter. Und die werden zur neuen Spielzeit auch zu sehen sein.

Die Werber haben bereits in die laufende Spielzeit eingegriffen. Hatte das Folgen?
Weber
: Ja, es gab zum Beispiel mehr Bannerwerbung im Internet. Daraufhin stieg auch die Zahl der Ticketverkäufe im Internet signifikant.

Was kostet Sie die Kampagne?
Weber:
Das wissen wir noch nicht genau, wir verhandeln gerade — aber Grey tritt in diesem Fall auch als Kultursponsor auf.

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