Thomas Freitag: „Das Kom(m)ödchen ist meine Wiege“

Thomas Freitag steht seit 40 Jahren auf der Bühne. Das feierte er mit Weggefährten und Freunden.

Thomas Freitag: „Das Kom(m)ödchen ist meine Wiege“
Foto: David Young

Düsseldorf. Die Bühne wird zum Wohnzimmer im Retroschick. Wilder Haarwuchs, bunte Schlaghosen und Kekse mit aphrodisierender Wirkung gehören zur Inszenierung. Das Kom(m)ödchen-Ensemble stellt die 70er Jahre nach.

Eine Zeit, in der sich niemand vorstellen konnte, mit einem Telefon raus auf die Straße zu gehen — „schließlich sei keine Schnur so lang“. Und eine Zeit, in der die Bühnenkarriere von Thomas Freitag begann. „Ach dieser Freitag?“, sagen die Hippies auf der Bühne, „der ist doch nach zwei Jahren wieder weg.“ Weit gefehlt.

Vierzig Jahre später steht Freitag noch immer im Rampenlicht. Am Sonntag hatte er zu seinem Bühnenjubiläum geladen — ins Kom(m)ödchen. „Ich bin mit diesem Haus sehr verbunden, es ist meine Wiege“, sagte der 64-Jährige. Denn es ist für ihn, als ersten Duo-Partner von Kabarettistin und Mitgründerin des Ko(m)mödchens Lore Lorentz, auch eine Rückkehr zu dem Ort, an dem alles begann.

Der Saal ist rappelvoll: Rund 200 Zuschauer sind gekommen, etwa 80 sind Freunde und Wegbegleiter. Freitag selbst moderiert den Abend.

Die quirlige Nessi Tausendschön wippt in ihrem eigenwilligen Tanzstil zum Nonsenstext ihres Songs und nimmt das Publikum auf die Schippe: „Ja genau, für so etwas haben Sie bezahlt.“ Sie erntet tosenden Applaus. Mit juristischen Stilblüten und Kalauern wie dem Paragrafen „Stirbt ein Beamter während der Dienstreise, so ist damit die Dienstreise beendet“, bringt Werner Kozcwara den Saal zum Toben. Gitte Haenning erzählt von ihrer ersten Begegnung mit Freitag — und wie diese fast zum Flirt wurde. Zwei Lieder sind ihr Jubiläums-Geschenk für den alten Freund.

Immer wieder betritt Freitag zwischen den einzelnen Programmpunkten die Bühne und erzählt kleine Anekdoten aus seiner Karriere. 1974 erhielt er sein erstes Engagement am Stuttgarter Renitenztheater. Drei Jahre später holte ihn Kay Lorentz nach Düsseldorf. Warum er noch heute gesellschaftspolitisches Kabarett macht? „Wir sind in einem stark wirtschaftsdominiertem System gefangen und das provoziert das Kabarett.“

Er selbst verpasst seinem Abend den krönenden Abschluss: Seine Marcel-Reich-Ranicki-Parodie mit vollem Körpereinsatz und typischer Sprechweise treibt er so weit auf die Spitze, dass er am Ende um den Sessel herumkrabbelt.

„Kabarett ist immer am Puls der Zeit“, sagt Freitag. Und manchmal müsse man eben innehalten und die Feste feiern.

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