Tim Fischer im Savoy-Theater: Eine große Hommage an Georg Kreisler

Tim Fischer feiert am 17. November mit „Das war gut“ Premiere im Savoy-Theater.

Düsseldorf. Herr Fischer, Sie haben Ihr Programm dem verstorbenen Georg Kreisler gewidmet. Wann sind Sie ihm das erste Mal begegnet?

Tim Fischer: Das war in München. Ich bin in der Bongo-Bar, einer Kleinkunstbühne, aufgetreten und Georg Kreisler gleich nebenan im großen Collosseum. Ich wollte von ihm wissen, ob es in Ordnung ist, wenn ich seine Lieder interpretiere und er war total begeistert. Ich hatte großen Respekt vor ihm, denn Georg Kreisler war für mich so etwas wie ein Idol. Ich habe seine Vielschichtigkeit als Persönlichkeit und Künstler sehr geschätzt. Später sind aus diesem Treffen gemeinsame Auftritte und mein Engagement bei seinem Ein-Mann-Musical „Adam Schaf“ hervorgegangen. Daraus ist schließlich die Freundschaft zwischen mir und Kreisler entstanden.

Sie haben einmal gesagt, dass Sie „die Fackel der kultivierten Boshaftigkeit“ von ihm übernehmen und zum Leuchten bringen wollen. Ist Ihnen das gelungen?

Fischer: Meine Interpretationen seiner Lieder waren ein großer Erfolg und haben diese auf die großen Bühnen gebracht. Kreisler selbst ist mit seiner Nischen- und Spartenkunst fast immer in kleinen Clubs aufgetreten. Ich konnte im großen Rahmen an ihn erinnern, was ihn sehr gefreut hat. Allerdings ist es schwer geworden für dieses Genre. Denn obwohl es aktuelle Themen aufgreift, findet es keinen Platz im Fernsehen. Das kann auch daran liegen, dass diese Art des Kabaretts das Publikum anders als die allgegenwärtige Comedy zum Mitdenken auffordert. Das hat Kreisler immer geägert.

Die Premiere wird im Düsseldorfer Savoy-Theater gefeiert. Wie kam es dazu?

Fischer: Das war Zufall. Eigentlich hatte ich für diesen Termin ein anderes Programm vorgesehen, das aber nicht zustande gekommen ist. Jetzt freue ich mich sehr, dass ich mit „Das war gut“ in Düsseldorf Premiere feiern kann. Wir arbeiten gerade mit Hochdruck daran.

Wie schwer war die Auswahl aus Kreislers Werk?

Fischer: Sehr schwer, denn Kreislers Lieder verfügen von A bis Z über eine hohe Qualität. Da ist es nicht leicht, einzelne Stücke herauszupicken. Ins Programm geschafft haben es viele politische Lieder, aber auch so manch lustiges Stück. Denn wir wollen ja keine Schulstunde abhalten. Man könnte die Auswahl als Spaß mit Tiefgang beschreiben. Die Lieder sind geprägt vom wienerisch, jüdischen Humor, der für mich die schärfste Komik überhaupt darstellt.

Sie haben das Chanson als Genre über die Figur der Lili Marleen entdeckt.

Fischer: Meine Großmutter aus Norwegen hat mir ihr Lied vorgesungen. Mit zwölf habe ich dann Fassbinders Film gesehen und war total gegeistert. Mich hat die Atmosphäre angesprochen, die Chansons mit sich bringen. Das hat einen ganz anderen Tiefgang als beispielsweise Schlager, weil es auch problematische Themen aufgreift.

Glauben Sie, dass das Chanson auch bei jungen Menschen eine Zukunft hat?

Fischer: Ich bin mir sicher, dass junge Menschen irgendwann genug von billiger Unterhaltung haben und die Chance nutzen, Neues zu entdecken, wenn man ihnen es nur anbietet. Ich habe viele junge Leute im Publikum und bekomme von ihnen oft ein positives Feedback. Daher bin ich hoffnungsvoll, was die Zukunft des Chansons angeht.

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