Lesung: Iris Berben, die Liebe und die Romantik

Die Schauspielerin trägt aus Briefen von Franz Schubert vor. Begleitet wird sie vom Pianisten Sebastian Knauer.

Düsseldorf. Ihr Kinodebüt liegt bereits 45 Jahre zurück. Kaum zählbar sind die Kino- und TV-Filme, die Iris Berben (Jahrgang 1950) seitdem gedreht hat. Genauso die Film- und Fernsehpreise, mit denen ihre Darstellungskunst dekoriert wurde. Und doch ist die blendend aussehende Grande Dame, die kaum zu altern scheint, noch voller Tatendrang.

Als Schauspielerin und Privatperson kämpft die 63-Jährige beharrlich gegen Rechtsradikalismus und trägt ihre politische Überzeugung offensiv aus. Kein Wunder, dass ihre Person auch polarisiert. Das sei das Erbe ihrer Jugend. Sie gehöre zur 68er Generation. „Die Jahre haben mich sehr geprägt.“ Ebenso die Jahrzehnte, die sie mit dem israelischen Kaufmann Gabriel Lewy liiert war. „Meine erste Reise 1969 nach Israel war für mich wie eine Geschichtsstunde.“

Kaum hat sie drei Filme abgedreht - unter anderem über die Frauenrechtlerin Elisabeth Selbert, die nach 1945 als erste SPD-Frau für die Gleichberechtigung gekämpft hat —, geht die Berben auf Tour mit einem ungewöhnlichen Musik- und Literatur-Programm. Zusammen mit Pianist Sebastian Knauer macht sie sich auf die Suche nach der unerfüllten Liebe der Romantik - zwischen Franz Schubert und Therese Grob. Im Rahmen der Reihe „Zweiklang - Wort und Musik“ gastieren Berben und Knauer am 8. Dezember, 17 Uhr, im Schumann-Saal im Ehrenhof.

Düsseldorf. Ja, hier habe sie viele enge Freunde. Nicht nur die Familie Eickhoff, auch andere. Eine besondere Beziehung zu der Stadt gäbe es, weil ihr Vater Düsseldorfer war und auf dem Heerdter Friedhof begraben wurde. Dahin zieht es die vielbeschäftigte Künstlerin, die zwischen München und Berlin pendelt, immer mal wieder. „Will in schön’re Welten langen“ nennen Berben und Knauer die Collage aus Briefen, Gedichten und Kompositionen des meist unglücklichen Romantikers, aus dessen Musik immer ein wenig der Tod durchblinzelt. „Schuberts Träume vom verlorenen Paradies“ passen zur besinnlichen Zeit, meint Berben. Sie schwärmt zwar sonst für Opern von Verdi: „Der hat sehr filmische Musik geschrieben.“ Doch auch intime Kammermusik hat es ihr angetan, besonders bei Lesungen: „Hier hilft häufig die Musik, das Gedicht oder einen Brief im Kopf des Hörers wirken zu lassen.“

Im neuen Jahr folgt dann eine Promotion-Tour für ihre Filme. Auftritte auf dem Roten Teppich. „Das gehört zu meinem Beruf“, sagt sie, denn immerhin ist die Berben Präsidentin der Deutschen Filmakademie. Unter den neuen Produktionen ist auch „Der Clan“ - ein Streifen über die Wagner-Dynastie, in dem sie Cosima spielt. Das sei anfangs nicht leicht gewesen, weil Cosima eine stramme Antisemitin war. Das Gegenteil von Berben. Wie sie es dennoch geschafft hat, sich mit der Rolle anzufreunden? „Cosimas Antisemitismus war ein anderer als der der NS-Verbrecher, der in Auschwitz endete.“ Ausgestrahlt wird der ZDF-Film erstmals im Februar 2014.

Das Pensum, das die Berben zu bewältigen hat, ist gewaltig. Klar, dass sie sich über Weihnachten eine Auszeit nimmt, abtaucht und drei Wochen für niemanden auffindbar sei. Und die Bühne? Gerne würde sie mal wieder Theater spielen. Aber: „Derzeit bekomme ich noch so viele interessante Angebot für Film- und Fernsehrollen, dass ich keine Zeit dafür habe.“ Dass sie als eine der ersten TV-Kommissarinnen ein Kapitel Fernsehgeschichte geschrieben hat, weiß jeder, der sie mal als „Rosa Roth“ erlebt hat. Die beherzte Rosa Roth, die in eleganter Montur auf Mörderjagd war, hat sich 20 Jahre zur Primetime gehalten. Und das bedeutet etwas in einer Epoche, die immer schnelllebiger wird und junge Talente in kurzer Zeit verschleißt.

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