Lufthansa zieht sich zurück, Germanwings ist im Anflug

Die Sparmaßnahmen der Kranichlinie werden in Düsseldorf Folgen haben — besonders für das Personal.

Düsseldorf. Es ist gerade mal anderthalb Jahre her, dass Lufthansa den großen Wurf am Flughafen ankündigt hat: „Wir wollen Marktführer in Düsseldorf werden und hier 2011/2012 um 25 Prozent wachsen“, kündigte Carsten Wirths, damaliger Verkehrsleiter für die Region an.

Obwohl Passagierzahlen und Flugbewegungen tatsächlich beträchtlich gesteigert werden konnten (siehe Kasten), wird die Kranichlinie in der Landeshauptstadt ab dem kommenden Jahr ordentlich Federn lassen.

Von heute 140 täglichen Starts (davon 70 von Eurowings) wird es künftig von Lufthansa Classics nur noch höchstens 21 geben: bis zu drei Übersee-Verbindungen täglich (ganzjährig nach Chicago, New York und saisonal nach Miami oder Toronto) sowie acht Flüge nach Frankfurt und zehn nach München.

Hintergrund: Wie berichtet, verlagert die Lufthansa ihre verlustreichen europaweiten Direktflüge auf die kostengünstigere Tochter Germanwings aus. 30 Lufthansa-Flieger werden dafür umlackiert und die Regionaltochter Eurowings wird künftig im Auftrag der Germanwings fliegen.

Lufthansa-Sprecher Florian Gränzdörffer erklärt, dass es durch den Wechsel zu der Billiglinie kaum Auswirkungen für die Kunden gebe. „Es kommt eine andere Lackierung. Aber das Angebot bleibt gleich.“

Ganz so einfach wird es aber offenbar nicht, wie Flughafen-Sprecher Thomas Kötter erklärt: „Der Homebase-Carrier-Status ist an den Two-Letter-Code gebunden.“ Das bedeutet: Lufthansa genießt über die Buchstabenkennung LH den „Heimvorteil“ und darf ohne Genehmigung bis Mitternacht (sonst nur bis 23 Uhr) und ab 5 Uhr landen (sonst ab 6 Uhr). Für Germanwings (mit der Kennung 4U), die ab 2013 einen Großteil der Lufthansa-Flüge übernimmt, gilt dies demnach nicht.

Offen ist noch die Frage, wo die Germanwings-Flugzeuge künftig gewartet werden: am Kölner Flughafen, wo die Firma stationiert ist, oder in Düsseldorf. Granzdörffer: „Das ist noch nicht entschieden.

Klar ist aber, dass der Wartungsschwerpunkt schon wegen unserer Langstreckenflüge ab Düsseldorf erhalten bleibt.“ Nach Angabe des Sprechers soll es für die 2400 Mitarbeiter am Boden (Bodenpersonal, Techniker, Caterer) keine Auswirkungen geben.

Zittern müssen aber 650 Kabinenmitarbeiter, die am drittgrößten Lufthansa-Standort in Düsseldorf stationiert sind: Viele von ihnen sollen zu vermutlich deutlich geringeren Löhnen zur Germanwings wechseln, zum Standort nach Frankfurt oder München wechseln — oder sich einen anderen Arbeitgeber suchen.

Details zu der Umstrukturierung will die Lufthansa am 6. Dezember bekanntgeben.

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