Maike Kühl im Interview: „Ich bringe die warme Note ins Spiel“

Maike Kühl steht rund 20 Mal im Monat im Kom(m)ödchen auf der Bühne. Die beste Entscheidung ihres Lebens, findet sie.

Ausverkauft. Jede Vorstellung, bei der das Kom(m)ödchen-Ensemble entweder mit „Couch“, „Sushi“ oder „Freaks“ auf der Bühne steht, ist ausverkauft. Und das schon seit Jahren. Maike Kühl, Christian Ehring und Heiko Seidel spielen rund 20 Mal im Monat. Ein Tipp: Einige Karten gibt es immer an der Abendkasse.

Frau Kühl, gehen Sie mit Ihren Kollegen auch privat aus?

Kühl: Wir sehen uns so oft, dass ich gar nicht wüsste, wann.

Christian Ehring ist das Mastermind, Heiko Seidel die Rampensau — wie beschreiben Sie sich?

Kühl: Ich bringe eine weiblich warme Note rein, auch durch meinen Gesang. Außerdem habe ich von uns Dreien definitiv die schönsten Beine.

Schauspieler müssen von Natur aus eine Ich-Bezogenheit an den Tag legen.

Kühl: Ich bin durch und durch Teamplayer. Das brauche ich auch. Ich stelle mir oft vor, wie das als Solistin ist. Mit den Niederlagen umzugehen, aber auch mit dem Erfolg. Es ist etwas ganz Schönes, den Erfolg zu teilen.

Warum sind die drei Stücke so erfolgreich?

Kühl: Sie sind wahnsinnig gut geschrieben. Es war bei allen drei Stücken so, dass wir uns bei der ersten Leseprobe schon kaputt gelacht haben. So viel kann man dann nicht mehr falsch machen.

Christian Ehring aktualisiert täglich die Texte. Fällt Ihnen noch etwas zur Euro-Krise ein?

Kühl: Da bewundere ich Christian, ich könnte das nicht. Ich interessiere mich für Politik, weil ich es für eine Bürgerpflicht halte und es dem Beruf schuldig bin. Meine Leidenschaft ist das nicht.

Ihr Trio muss besonders sein, wenn Sie nach sechs Jahren noch so voneinander schwärmen.

Kühl: Wir haben auch mal unsere Zicken. Wie in jeder Partnerbeziehung auch.

Und die Konstellation auf der Bühne?

Kühl: Wir ergänzen uns sehr gut und nehmen uns gegenseitig nichts weg. Bei der Mischung von Sitcom und Kabarett — da ist für jeden ein Häppchen dabei.

Die Zahl der Plätze im Kom(m)ödchen ist sehr begrenzt.

Kühl: Es ist am schönsten in kleinen, intimen Häusern. Man hat die Leute so nah bei sich. Wir haben auch schon vor 1000 Zuschauern gespielt. Das ist mal lustig, aber schöner ist es im Kom(m)ödchen.

Was macht diese Nähe aus?

Kühl: Manchmal sehe ich in der ersten Minute eine Frau, die so eine wunderbare Lache hat. Und dann spiele ich für diese Frau, weil ich sie so sympathisch finde.

Sie haben eine dreijährige Tochter und nach ihrer Geburt ein halbes Jahr pausiert, stand für Sie die Rückkehr von vornherein fest?

Kühl: Wenn ich gesagt hätte, ich bin jetzt zwei Jahre weg, dann wäre ich auch weg gewesen. So ist das einfach. Mir sind die ersten Tage schwergefallen, aber ich habe von Anfang an genossen, beides zu vereinbaren.

Bei so vielen Vorstellungen haben Sie sicher auch mal ein krankes Kind zu Hause?

Kühl: Ja, das gibt es. Einmal waren wir mit unserer Tochter im Krankenhaus mit Verdacht auf Lungenentzündung. Ich musste sie nach Hause bringen zur Kinderfrau und kam heulend am Kom(m)ödchen an. Das ist schlimmer, als wenn man selbst krank ist.

Wo könnte für Sie eine Weiterentwicklung hingehen?

Kühl: Ich wünsche mir, in der Kleinkunst zu bleiben. Ich habe das ja erst vor sechs Jahren für mich entdeckt und komme vom klassischen Theater. Das war beruflich die beste Entscheidung meines Lebens. Als Solistin würde ich nicht politisches Kabarett machen. Das machen Andere besser.

Wie beurteilen Sie als Düsseldorferin die Theaterszene?

Kühl: Ich habe sehr wenig gesehen. Wenn ich mal einen freien Abend habe, nutze ich den anders. Es wird aber sehr hart geurteilt von außen. Gerade in der Anfangszeit wie am Schauspielhaus.

Ihnen fliegen die Sympathien zu.

Kühl: Das ist ein anderes Genre. Da hat man es auch leichter, wenn man die Leute zum Lachen bringen kann.

Die Forderung lautet, dass subventioniertes Theater auch das Haus voll bekommen muss.

Kühl: Es muss aber auch Kunst bleiben dürfen. Gerade solche Häuser müssen die Möglichkeit haben, auszuprobieren und die Zuschauer zu fordern. Und nicht ihnen Honig ums Maul zu schmieren. Das ist schwer.

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