Mit viel Luft in die Tiefe

In einem Hildener See trifft sich Andreas Heczko aus Gerresheim auch ohne Sauerstoffflaschen minutenlang mit den Fischen.

Düsseldorf. In der Tiefe begegnet Andreas Heczko einem Skelett. Der schaurige Knochenmann sitzt auf einem Stuhl, Fische umkreisen ihn. Handelt es sich etwa um ein im See versenktes Mordopfer? "Es ist nur aus Plastik", erklärt Heczkos Freundin Claudia Perri lachend am Ufer.

Außer dem Skelett haben Hobbytaucher auch noch ein altes Motorboot, eine Schubkarre und ein Schild mit der Aufschrift "Märchenwald" in dem Baggerloch zwischen Hilden und Langenfeld auf Grund sinken lassen. Hier geht Andreas Heczko aus Gerresheim im Sommer seiner Leidenschaft nach. Wenn es das Wetter erlaubt, taucht der 47-Jährige mehrmals die Woche ab - oft auch ohne Sauerstoffflaschen und andere schwere Ausrüstung.

"Das ganze Zeug wiegt gut und gern an die 30 Kilogramm, das ist ein Grund, warum Leute Apnoe-Tauchen machen", sagt Heczko wenige Minuten nach dem Auftauchen. Apnoe-Tauchen bedeutet: Nur mit der eigenen Atemluft geht es unter Wasser. Heczko: "Das ist die ursprüngliche Form unserer Sportart, wie man sie auch von Schwamm- oder Perlentauchern kennt."

Wertvolle Materialien findet der Mitarbeiter einer großen IT-Firma zwar nie auf seinen Tauchgängen, dafür aber sehr viel Ruhe und Entspannung. "Unter Wasser ist es still und man schwebt wie schwerelos dahin", schwärmt er. "Das hat schon fast etwas Meditatives."

Und ohne blubbernde Flaschen und zischende Atemregler ließen einen auch die Fische viel näher an sich herankommen. Wie etwa der "dicke Willy", ein toller Hecht, der unter den Tauchern als eine Art König des Sees gilt.

Heczkos persönlicher Apnoe-Rekord liegt bei vier Minuten und zwölf Sekunden. Im Internet kursieren Zeiten von bis zu zehn Minuten. Einen solchen Ehrgeiz entwickelt der Tauchlehrer beim hiesigen Deutschen Unterwasser-Club (DUC) nicht, für ihn ist es wirklich nur ein Hobby.

Aber die rund 50 Meter bis zur tiefsten Stelle des Sees und wieder zurück schaffe er locker, sagt er. Einziges Hilfsmittel: Spezielle Flossen, die mit über einem Meter rund doppelt so lang sind wie die normalen Fuß-Paddel. Damit geht es schneller und leichter abwärts - und wenn allmählich die Luft knapp wird auch wieder nach oben.

Wichtig ist laut dem Experten die Konzentration vor dem Abtauchen, um den Puls auf eine niedrige und damit energiesparende Frequenz zu bringen: "Mancher Apnoe-Fan wählt dafür Yoga oder autogenes Training", erklärt Andreas Heczko. Er selbst macht spezielle Atemübungen. Seine Lungen fassen sieben Liter Atemluft, Leistungsschwimmer und -radfahrer erreichen Volumina von bis zu acht Litern.

Bevor er wieder ins Wasser steigt, nennt er noch ein paar lebenswichtige Grundregeln: Niemals alleine tauchen, sich nicht überschätzen und das Tauchen unter professioneller Anleitung trainieren.

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