Moritz fiebert dem ersten Schultag entgegen

Für viele Kinder beginnt in wenigen Wochen die Schulzeit. Die WZ hat eine Familie kurz vor dem Start in den Ernst des Lebens besucht.

Düsseldorf. Noch einige Wochen, dann beginnt für Moritz (6) der Ernst des Lebens. Aber eigentlich hat er schon längst angefangen. Seit Wochen dreht sich bei Familie Thiele in Unterrath nicht alles, aber vieles um den nahenden großen Schritt im Leben des Sohns. Die WZ hat die Familie besucht, um zu sehen, wie sie sich auf den Schulbeginn von Moritz vorbereitet, von welchen Gefühlen der Schulbeginn begleitet wird und wie sie die richtige Schule gefunden hat.

Seinen Tornister hat Moritz schon — Piratenmotiv —, dazu einen Transporttrolley, der seinen Rücken entlasten soll, und das Mäppchen. Bei der Auswahl hat Moritz’ Mutter Melanie Thiele auf die Marke vertraut, die sie als Kind schon selber getragen hat. Die ersten 200 Euro sind weg, den Tornister haben die Großeltern beigesteuert. Dazu kommt eine lange Liste mit Stiften, Heften, Ordnern. Da wartet Melanie Thiele noch darauf, dass die Sachen beim Discounter im Angebot sind.

Den ersten Schnuppertag in Moritz’ neuer Schule hat es schon gegeben, der Junge hat seinen künftigen Klassenlehrer kennengelernt („Der ist nett.“) und seine Mitschüler gesehen. Die Wahl der Eltern ist auf die Elsa-Brandström-Schule gefallen, die nach Montessori-Konzept lehrt. Melanie Thiele glaubt, dass ihrem Sohn das entgegen kommt: „Er kann nicht so lange stillsitzen, dort wird auch mal in Gruppen gearbeitet, es ist vielleicht nicht so streng.“

Beim WZ-Besuch saust Moritz mal von einem Zimmer ins nächste, macht Turnübungen auf dem Sofa oder kabbelt sich mit seinem Bruder. Trotz einer halbseitigen Spastik ist der Junge quirlig.

Deshalb war es allerdings wichtig, eine Schule zu finden, in der Moritz nicht so viele Treppen laufen muss. Wegen der Spastik, entstanden durch eine Komplikation nach der Geburt, hatte er schon eine Hüft-OP. Die Brandström-Schule steigt gerade beim Projekt Inklusion ein, nimmt also zum kommenden Schuljahr erstmals Kinder mit Behinderung auf. Moritz erhält zusätzliche Unterstützung durch einen Integrationshelfer.

Den Anforderungen der Schulzeit sieht Melanie Thiele mit gemischten Gefühlen entgegen. Ehrgeizige Ziele hat sie nicht: „Mein Mann und ich haben kein Abitur, für unsere Kinder ist das kein Muss.“ Allerdings hat Moritz’ Bruder Niclas gerade den Leistungsdruck schon zu spüren bekommen. Er geht seit einem Jahr in die Schule, in den Sommerferien muss er unbedingt Rechnen und Lesen üben, hat die Klassenlehrerin gesagt.

Weil Melanie Thiele nicht berufstätig ist, sind die beiden Söhne nicht für den Offenen Ganztag angemeldet und kommen mittags nach Hause. Dann werden gemeinsam Hausaufgaben gemacht: „Ich habe gesagt, solange ich helfen kann, helfe ich. Ansonsten müssen die mir was beibringen.“

Darüber macht sich Moritz noch keine Gedanken. Als die Erzieher empfahlen, er solle vielleicht noch ein Jahr warten mit der Schule, weil er zwischendurch längere Zeit im Krankenhaus verbracht hatte, sagte er: „Ich will in die Schule!“ Die Eingangsuntersuchung im Gesundheitsamt bestätigte dann seinen Wunsch, Ergebnis: schulreif. Damit war die Entscheidung gefallen.

Seinen Tornister hat er schon mit verschiedenen Anhängern verziert und auch sonst scheint er gut gerüstet: „Ich kann schon bis 22 zählen“, sagt er und verschwindet wieder im Kinderzimmer.

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