Musikzentrum "Drei-Klang": „Wir haben Musik im Blut“

Das privat geführte Musikzentrum „Drei-Klang“ geht auf individuelle Bedürfnisse der Schüler ein.

Musikzentrum "Drei-Klang": „Wir haben Musik im Blut“
Foto: David Young

Düsseldorf. „Wir brauchen kein Orchester, wir haben Musik im Blut“, singen Mütter und die Musiklehrer Michaela und Georg Corman mit vereinten Kräften. Die Mütter haben ihre Babys im Arm, die mit kleinen Rappeln in den Händen ein wenig musikalisch mitmischen können. Ob Mütter mit einjährigen Kindern, Jugendliche oder Erwachsene — in Oberbilk gibt es für jeden Musikinteressierten ein passendes Angebot — von Klassik über Jazz bis Pop.

„Drei-Klang“ heißt die Musikschule, die vor zehn Jahren in einem Hinterhof an der Kirchstraße unweit des Oberbilker Marktes eröffnete. Zuvor befand sich in den Räumen eine Druckerei. Jetzt hat sich dort ein Musikzentrum mit vielen Facetten etabliert. „Wir können sehr individuell auf die unterschiedlichen Bedürfnisse eingehen“, sagt Georg Corman (58), der die Musikschule mit seiner Frau Michaela (57) leitet. Die Strukturen an den öffentlichen Schulen seien deutlich starrer.

Georg Corman weiß, wovon er spricht, lehrte er doch viele Jahre lang an der Robert-Schumann-Hochschule. Zu ihm kamen Studenten, die von der Klassik aus zum Jazz kommen wollten. Änderungen des Ausbildungsplans seien an den etablierten Institutionen recht schwierig. „Das war der Hauptgrund, warum wir unsere eigene Musikschule gegründet haben und dafür auf finanzielle Sicherheit verzichten“, erklärt Michaela Corman, die früher an einer Düsseldorfer Gesamtschule unterrichtet hat.

Geld aus der öffentlichen Hand gäbe es keins, dafür profitiere man von Sponsoren — allerdings nur indirekt. „Wir können keine Spendenquittungen ausstellen“, sagt Michaela Corman. Aber: Einrichtungen wie die Düsseldorfer Diakonie oder das Kinderheim St. Raphael hätten eigene Förderer. Und diese Sponsoren würden bedürftigen Jugendlichen Musikunterricht bei „Drei-Klang“ spendieren.

Für den Erfolg gebe es zahlreiche Beispiele. So erzählen die Cormans von einem Sinto-Jungen, der Lehrerin einer Förderschule vorbei gebracht wurde. „Der war in der Förderschule nicht vom Klavier weg zu kriegen“, sagt Georg Corman, der ihn dann am Klavier unterrichtete. „Der Junge ist jetzt 18 Jahre alt und unglaublich begabt, er kann sich mit seiner Musik eine echte Existenz aufbauen.“

Die meisten Schüler kämen aus dem Stadtteil Oberbilk, sagen die Leiter von Drei-Klang. Gerade im Bereich der Kirchstraße, wo früher ein Gewerbegebiet war, sei ein kulturell sehr gemischtes Wohngebiet entstanden. Ein paar Häuser weiter befinde sich ein buddhistisches Zentrum. Buddhistische Fähnchen wehen noch jetzt im Hof der Musikschule, direkt neben einem chinesischen Palastlöwen.

Klassische Ausbildung gibt es auch. Klavierschülerin Eva Pietschmann (50) aus Unterbilk kam vor sechs Jahren zum ersten Mal zu Georg Corman. „Ich spiele jetzt schon die Mondscheinsonate von Beethoven“, sagt Eva Pietschmann voller Stolz. Ihr Lehrer ergänzt: „Das ist ein Zeichen dafür, dass man in jedem Alter mit der Musik anfangen und Fortschritte erzielen kann.“

Für Ende Mai plant die Musikschule anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens ein Straßenfest. „In Oberbilk gibt es immer noch so viele Leute, die uns nicht kennen“, sagt Michaela Corman. Das solle sich langsam ändern.

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