Düsseldorf Nach Sanierung: Neanderkirche erstrahlt in neuem Glanz

Das geschichtsträchtige Gotteshaus wird an Pfingsten nach sechsmonatiger Renovierung wieder der Gemeinde übergeben.

Düsseldorf: Nach Sanierung: Neanderkirche erstrahlt in neuem Glanz
Foto: BS

Düsseldorf. Ein halbes Jahr hat es gedauert, jetzt strahlt die Neanderkirche in neuem Glanz und wird am Pfingstsonntag mit einem Eröffnungsgottesdienst und anschließendem Sektempfang der Gemeinde wieder übergeben. Ihr Name ist bekannt in aller Welt - was in erster Linie weltliche Gründe hat.

Hätte eine norddeutsche Pastorenfamilie sich im 17. Jahrhundert einer damaligen Mode folgend nicht umbenannt, stammten wir vielleicht alle von Neumännern ab. Gräzisierung nannte man das, sprachliche Adaption des Griechischen. So wurde aus Johann Neumann Johann Neander. Folglich hieß sein Sohn Joachim Neander. Nach ihm ist nicht nur die Neanderkirche in der Düsseldorfer Altstadt benannt, sondern auch einer unserer Urahnen, dessen Knochen der Sensationsfund des 17. Jahrhunderts waren, in einem Tal der Düssel unweit der Stadt.

Dorthin, in eine imposante Schlucht, „wo selbst zwischen Cölen und Maintz Berge, Klippen, Bäche und Felsen mit sonderbahrer Verwunderung zu sehen, auch im Bergischen Lande in dem Gesteins nicht weit von Düsseldorff“, verzog sich der junge Hilfsprediger und Rektor der Düsseldorfer Lateinschule der reformierten Gemeinde, Joachim Neander, um Kirchenlieder zu verfassen und zu vertonen und ab und zu auch einen Gottesdienst inmitten der abwechslungsreichen Landschaft abzuhalten Sein bekanntestes Lied: „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren.“

Joachim Neander gilt, obwohl er nur knapp 30 Jahre alt war, als er am Pfingstmontag 1680 in seiner Heimatstadt Bremen starb, als einer der bedeutendsten reformierten Kirchenliederdichter Deutschlands. Ihm zu Ehren benannte man um 1800 das zuvor nur als „Gestein“ bekannte Gebiet in der Nähe von Mettmann Neandertal. Als dann in den 1850er Jahren italienische Arbeiter beim Kalkabbau auf menschliche Knochen eines bis dahin unbekannten Urmenschen stießen, brauchte auch der einen Namen. Der ist längst weltbekannt: Homo theanderthalensis, der Neandertaler.

Die evangelische Kirche inmitten der Altstadt trägt erst seit 1916 den berühmten Namen. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts trafen sich im katholisch geprägten Dorf an der Düssel die geduldeten Protestanten in einem einfachen Predigthaus an der Andreasstraße, das dann auch noch vorübergehend geschlossen wurde. Erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts durften evangelische Kirchengebäude in der Altstadt errichtet werden, allerdings so, dass sich den katholischen Mitbürgern möglichst nicht unter die Augen kamen.

So entstanden sowohl die Neander- als auch die Berger Kirche in Hinterhöfen. Was sich erst viel später als großer Vorteil erweisen sollte. Im Zweiten Weltkrieg blieb die Neanderkirche durch den Schutz der Blockrandbebauung weitgehend von Bomben verschont. Die vorgelagerten Häuser wurden nicht wieder aufgebaut, so dass der Blick auf die frühbarocke Kirche frei blieb und in der warmen Jahreszeit im Freien Bier- statt Kirchenbänke aufgebaut werden dürfen, an denen die Brauerei zum Schlüssel Altbier ausschenkt.

Ende der 50er Jahre war die Neanderkirche schon einmal umfassend renoviert worden. Diesmal wurde das komplette Dach in traditioneller Schieferdeckung neu gedeckt — in Handarbeit, die Außenwände bearbeitet und gestrichen sowie die Steinfassungen an den Gebäudekanten und Fenstern restauriert. Im Innenbereich ist der Parkettboden aufgearbeitet und das Lichtkonzept optimiert worden. Auch der Kirchturm ist instandgesetzt. Jetzt muss nur noch die Rieger-Orgel aufgearbeitet werden für sommerliche Orgelkonzerte, für die die Neanderkirche bekannt ist. Nicht nur dafür, davon zeugt ihr Beiname Jazzkirche.

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