Nachtschicht gegen den Straßenbahn-Lärm

Es geht um die Frage: Welche Bahn ist auf welchem Gleistyp wie laut?

Düsseldorf. Die Anwohner-Beschwerden zeigen Wirkung: Nach verschiedenen Klagen, etwa von der Benrather Schlossallee, über zu laute Straßenbahnen, hat die Rheinbahn reagiert: In der Nacht zu Mittwoch und in der Nacht davor wurden umfangreiche Lärm-Messungen durchgeführt. Man will herausfinden, welche Bahn auf welchem Gleis wie laut ist.

Die Düsseldorfer Straße in Neuss, kurz vor ein Uhr in der Nacht: Zwischen Wohnhäusern und Hafen befindet sich das Testgleis. Mit 40 km/h kommt eine Stadtbahn herangebraust. Auf der Anzeige steht „Sonderfahrt“, dieser Zug steht auf keinem Fahrplan. Direkt neben den Schienen steht ein Mikro, das den Lärm des vorbeifahrenden Zuges misst. Es ist die erste von mehreren Testfahrten.

Auf dem 440 Meter langen Abschnitt wurden 2009 vier verschiedene Gleisbauarten eingebaut. Darunter der so genannte Dresdner Oberbau, der bei der Rheinbahn Standard ist (Kosten je laufender Meter: ca. 1000 Euro) und der mit Gummi abgefederte Typ „Rheda City“ für etwa 1200 Euro je Meter.

Damals wurde gemessen, wie stark sich die Vibrationen auf die Umgegend übertragen, dabei hatte der Dresdner Oberbau halbwegs gut abgeschnitten. Jetzt soll bei den beiden genannten Typen — anlässlich der Lärmbeschwerden — getestet werden, wie laut der Luftschall ist.

Das ist das Spezialgebiet von Udo Linz von der Essener Firma IBV. Er führt im Auftrag der Rheinbahn die Messungen durch. Dabei kommen sechs Straßenbahnen zum Einsatz: zwei Stadtbahnwagen sowie zwei verschiedene Niederflurbahnen — je eine mit neuen Rädern und eine mit 20 000 Kilometern Laufleistung.

So soll herausgefunden werden, wie viel der Verschleiß ausmacht. „Das Mikro kann in der Spitze bis zu 140 Dezibel erfassen“, erklärt Linz, der sich sonst nicht in die Karten schauen lässt — die Mess-Ergebnisse leitet er direkt an die Rheinbahn weiter.

Schon die zweite Testfahrt der Nacht wird indes ausgebremst: Eine Bahn, die aus Neuss ins Handweiser-Depot will, hatten die Techniker nicht auf der Rechnung. Jetzt muss der Testwagen ebenfalls dorthin, weil die Tram sonst nicht vorbei kommt.

Erst nach einer halben Stunde geht’s weiter. Dabei haben die Techniker heute nur vier Stunden Zeit, so lange dauert die nächtliche Fahrplanpause.

Von jedem Fahrzeugtyp werden fünf Messungen gemacht, erst der Mittelwert ist aussagekräftig. Ein Ergebnis wird erst in den nächsten Wochen vorliegen. Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher versichert indes: „Wenn wir herausfinden, dass die teurere Gleissorte deutlich besser abschneidet, soll es am Preis nicht liegen.“

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