Nachwuchssorgen: Schützen kämpfen um ihre Zukunft

Bundesweit klagen die Vereine über sinkende Zahlen. St. Sebastianus geht nun in die Offensive.

Düsseldorf. Eigentlich greift Cedric viel lieber zu seiner Fanfare, als Hand an das Lasergewehr zu legen.

Schließlich hat ihn die Gelegenheit, regelmäßig Musik zu machen, überhaupt erst dazu bewogen, sich den Bilker Schützen anzuschließen. Doch beim großen Fest auf dem Gelände des Vereins St. Sebastianus macht der Zehnjährige eine Ausnahme — und sichert sich mit überzeugender Zielgenauigkeit gleich den zweiten Platz beim Wettbewerb der Laserschützen.

Cedric ist ein wertvoller Schatz für den Düsseldorfer Traditionsverein. Denn dem geht der Nachwuchs aus.

Langsam, aber sicher sinken die Mitgliederzahlen, immer weniger Menschen säumen die Straßen beim Schützenumzug oder finden gar den Weg ins Festzelt. Der Deutsche Schützenbund (DSB) weiß um diese Problematik und rief um ihretwillen jetzt das „Wochenende der Schützenvereine“ aus.

Mehr als 4300 Vereine reagierten bundesweit und gewährten der Öffentlichkeit Einblicke in den Schützenalltag.

Zu ihnen gehörten auch die Bilker Schützen von St. Sebastianus. In ihr Vereinslokal „Goldene Mösch“ haben sie interessierte Besucher aus der Gegend geladen, um sich einmal am Schießstand zu versuchen oder bloß ein frisch gezapftes Bier zu genießen.

An einem Stand draußen auf dem Platz darf durch das Archiv des Vereins gestöbert werden: Alte Bilder, Orden, Pokale und Uniformen liegen dort aus, außerdem die Vereinschronik, die bis in das Gründungsjahr 1475 zurückreicht.

„Wir wollen uns nach außen hin öffnen“, sagt Hans-Dieter Caspers, Vorsitzender von St. Sebastianus. Die schwierige Lage, in der sich die Bilker wie viele andere deutsche Schützenvereine befinden, ist ihm durchaus bewusst. „Man merkt das spätestens, wenn man immer weniger Schießkarten ausgibt“, erklärt er mit einem bitteren Lächeln.

Um diesem Trend entgegenzusteuern, setzt er vor allem auf intensive Jugendarbeit. „Wir haben extra einen neuen Pagenwart und einen Jugendwart eingestellt, die die Jugend zu Aktionen ermutigen sollen“, sagt Caspers.

Aktionen wie Eislaufen zum Beispiel, oder Indianertage. Der fehlende Nachwuchs ist allerdings nur eine von vielen Herausforderungen, denen sich der Verein zu stellen hat. Eine Herausforderungen ist die problematische wirtschaftliche Lage, in der viele Menschen zuerst am Vereinsbeitrag sparen. Trotzdem lassen sich die Schützen nicht den Wind aus den Segeln nehmen.

Denn sie werden gebraucht im Stadtteil, betreuen Seniorenheime, unterstützen den Martinszug. „Wir sind uns bewusst, dass wir ein alter Verein sind und fühlen uns verpflichtet, die Tradition zu wahren“, betont Caspers. Und es gibt Hoffnung.

Cedric zum Beispiel denkt gar nicht daran, seine Schützen in allzu naher Zukunft zu verlassen. „Ich möchte Trompete weiter lernen“, kündigt der Schüler an, und sein Freund Justin (8) fügt hinzu: „Ich möchte Trommler werden.“

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