Nokia Siemens Networks - „Das ist eine Amputationspolitik“

Angestellte von Nokia Siemens Networks bangen um ihre Jobs und fordern mehr Klarheit.

Düsseldorf. Trillerpfeifen schrillen durch die Straße, rote Flaggen mit dem IGMetall-Symbol wehen im heftigen Wind. Die Mitarbeiter von Nokia Siemens Networks (NSN) ziehen sich ihre Kapuzen in die ernsten Gesichter. In ihren Händen halten sie kleine rote Papierfähnchen, tragen große Schilder und Protestbanner. „Management desaster — only bombs kill faster“, steht auf einem, „NSN ohne Deutschland? Standort ausbluten“ auf einem anderen.

Am Freitagvormittag haben sich rund 350 Mitarbeiter des Telekommunikationsdienstleisters NSN mit Düsseldorfer Standorten an der Völklinger und Heltorfer Straße im Medienhafen getroffen. Ein Kinosaal diente als Ort für eine außerordentliche Betriebsversammlung, bevor sich die Mitarbeiter zu einem Protestmarsch aufstellten. 17 000 der 74 000 Stellen weltweit der deutsch-finnischen Firma sollen in den kommenden zwei Jahren wegfallen — wieviele der 800 Stellen in Düsseldorf betroffen sein werden, ist bislang unklar.

„Viele Leute sollen entlassen werden. Aber es ist kein Konzept da, wie es weitergehen soll. Es fließen überhaupt keine Informationen“, beklagt Frank-Christian Schröder, Mitglied des NSN-Betriebsrats. „Das ist eine Amputationspolitik, es wird abgeschnitten ohne zu wissen, wohin es gehen soll.“ Was ihn besonders ärgert: „Die chinesische Konkurrenz Huawei wurde begeistert in Düsseldorf begrüßt — und gräbt uns jetzt das Wasser ab.“

Eine Stunde lang hat der Betriebsrat die Mitarbeiter in Kenntnis über die momentane Situation gesetzt, erzählt ein Angestellter, der seit zwölf Jahren für Nokia arbeitet. „Es gibt keine Zahlen, nur ein Szenario, was passieren könnte. Das schlimmste wäre eine Schließung“, sagt er. „Die Stimmung unter den Kollegen ist ziemlich bedrückt. Wir sollen jetzt Fehler des Managements ausbaden. Vom Protestmarsch zum Landtag erhoffen wir uns Aufmerksamkeit.“

Die Düsseldorfer Geschäftsführung war bei der Versammlung nicht dabei. „Die Mitarbeiter sind sauer“, weiß Dirk Schramm, stellvertretender Leiter des Vertrauenskörpers der IG Metall. „Obwohl man diese Intransparenz weniger an der lokalen Führung festmachen kann; das ist wohl von oben auferlegt.“ Für eine Mitarbeiterin steht fest: „Die Geschäftsführung hat wieder Ausreden gefunden. Wir werden im Unklaren gelassen, was konkrete Zahlen angeht.“ Eigentlich seien dem Kollegium nähere Informationen noch vor Weihnachten zugesagt worden. „Ich bin sehr enttäuscht.“

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