„Nur ein informierter Patient ist ein mündiger Patient“

Am Freitag feiert der Selbsthilfeverein nach Krebs und für Gefährdete sein 30-jähriges Bestehen. Die Vorsitzenden Margareta Hudzik und Stephan L. Roth blicken zurück.

Düsseldorf. Frau Hudzik, Herr Roth, es gibt in Düsseldorf zahlreiche Selbsthilfegruppen für unterschiedlichste Erkrankungen. An wen richtet sich Ihr Angebot?

Hudzik: In erster Linie an Patienten, die an Krebs leiden oder eine Erkrankung bereits hinter sich haben. Wir konzentrieren uns dabei nicht auf einen speziellen Fachbereich.

Roth: Das unterscheidet uns von anderen Selbsthilfegruppen in der Stadt, die meistens an den Fachbereich eines bestimmten Krankenhauses gebunden und vorwiegend für die eigenen Patienten zugänglich sind. Zu unseren Veranstaltungen laden wir Chefärzte aus verschiedenen Krankenhäusern und alle Interessierten ein. So neutral arbeitet sonst keine Organisation dieser Art in Düsseldorf.

Von welcher Art von Veranstaltungen sprechen Sie?

Roth: Zum Beispiel von unserem großen Infotag, der jedes Jahr im Frühling stattfindet. Betroffene und Angehörige können dort Vorträge von Experten besuchen und sich über Prävention, Risikofaktoren und Behandlungsmöglichkeiten informieren.

Hudzik: Außerdem sind sie eingeladen, in den Seminarräumen anschließend Fragen zu ihrer persönlichen Erkrankung zu stellen. Eine zweite Meinung ist für die Betroffenen immer von großem Wert.

Welche regelmäßigen Aktivitäten umfasst Ihr Programm?

Hudzik: Jeden ersten Freitag findet ein Expertenvortrag im Haus der Kirche an der Bastionstraße statt. Darüber hinaus richten wir jeden zweiten Mittwoch einen Gesprächskreis für Betroffene aus.

Was erhoffen sich die Menschen von dem Besuch eines solchen Gesprächskreises? Und was erhoffen Sie selbst sich davon?

Hudzik: Für Neuerkrankte, die gerade ihre Diagnose erhalten haben, ist der Austausch mit einem Betroffenen, der den Krebs vor Jahren besiegt hat und noch immer gesund ist, eine große Hoffnung. Bei uns sind darüber schon viele Freundschaften entstanden. Abgesehen davon spielt die Information eine große Rolle. Wir vermitteln den Menschen Kontakte zu Ärzten, die ihnen weiterhelfen können, und nennen dabei immer mehrere Krankenhäuser zur Auswahl. Nur ein gut informierter Patient ist ein mündiger Patient.

Roth: Und insgesamt sind die Patienten heute viel informierter als vor 30 Jahren.

Was hat sich im Laufe der Zeit noch verändert — auch im Hinblick auf Ihren Verein?

Hudzik: Trotz der gestiegenen Zahl von Selbsthilfegruppen konnten wir uns behaupten und immer neue Mitglieder gewinnen, seit zwei Jahren haben wir ein 80 Quadratmeter großes Büro an der Eisenstraße. Als ich 1987 die Leitung übernahm, hatte der Verein 30 zahlende Mitglieder, heute sind es 120.

Roth: In Düsseldorf haben wir den Vorteil, mit vielen sehr guten Ärzten zusammenarbeiten zu können. Daraus ist ein echtes Netzwerk entstanden.

In welchen Bereichen konnten in den letzten Jahren besondere medizinische Fortschritte gemacht werden?

Roth: Insgesamt gab es eine wirklich großartige Entwicklung. Hautkarzinome können heute in 95 Prozent der Fälle geheilt werden, bei Lymphonen ist die Heilungsrate von 45 auf etwa 60 Prozent gestiegen. Auch Kindertumore sind heute in 80 Prozent der Fälle heilbar. Auch im Bereich der Chemotherapie wurden große Fortschritte gemacht. Dieser Erfolg ist besonders den technischen Fortschritten und der interdisziplinären Zusammenarbeit der Ärzte zu verdanken.

Haben Sie sich bestimmte Ziele für die Zukunft gesteckt?

Hudzik: Aufklärung steht weiter im Fokus unserer Arbeit. Daran wollen wir festhalten und uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen.

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