Occupy: Camper haben ersten Zoff mit der Kirche

Die Stadt prüft, ob die Protestler weiter an der Johanneskirche bleiben dürfen.

Düsseldorf. Das Düsseldorfer Lager der weltweiten „Occupy“-Bewegung gegen die globale Finanzpolitik auf dem Martin-Luther-Platz gehört mit denen in Hamburg, Frankfurt und Münster zu den letzten deutschen Protest-Camps. Doch nach sechs Monaten ist es nicht nur geschrumpft — von ehemals 30 auf rund zehn Bewohner —, es gibt auch ersten Ärger mit der bisher wohlwollend gestimmten Kirche sowie Zoff im Camp über die Ziele der Aktion.

Anlass war ein ökumenischer Gottesdienst, zu dem auch der Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner eingeladen war. Bewohner des Camps betraten die Kirche und „störten die Veranstaltung“, sagt Pfarrer Uwe Vetter. „Einige Männer konnten die Störenfriede nach draußen befördern. Wir waren kurz davor, die Polizei zu rufen.“ Später entschuldigten sich andere Bewohner des Zeltlagers. „Dann war das wieder okay“, sagt Vetter.

Protestler Mario Dorn, der auch einen Förderverein für das Lager mitgegründet hat, betont: „Natürlich gibt es einige Bewohner, die sich nicht an die Regeln halten. Wir haben einen jungen Mann daraufhin aus dem Camp geschmissen.“ Allerdings gibt er zu: „Ursprünglich wollten wir mit einem Kuss zwischen zwei Männern in der Kirche gegen die schwulen-feindlichen Aussagen Meisners protestieren, das war eigentlich das Ziel der Aktion“, sagt Dorn.

Genau da liege aber ein Problem des Camps, das als alternativer Lebensentwurf ein Zeichen setzen will, meint Pfarrer Vetter. „Anfangs fanden wir die Ziele der Bewohner durchaus gut. Mittlerweile fehlt eine Linie.“ Er habe den Eindruck, „als habe sich nichts anderes als eine WG unter freiem Himmel entwickelt“, sagt der Pfarrer. Man hoffe aber weiterhin „auf ein friedliches Nebeneinander“.

Die Aktion war ein gewagter Schritt, denn anfangs hat die Kirche das Camp noch mit Strom versorgt. „Seit Dezember geht das nicht mehr, denn in der Kirche sind einige Sicherungen durchgebrannt“, sagt Vetter. Jetzt steht eine kleine Solaranlage im Camp. „Wir sind der Kirche für alles dankbar und hoffen auf weitere Kooperation“, sagt Dorn.

Eine polizeiliche Räumung des Platzes — wie im privaten New Yorker Zucotti-Park — haben die Düsseldorfer nicht zu befürchten. Vorerst. „Es ist ein öffentlicher Platz, nach Versammlungsrecht dürfen sie bleiben. Derzeit wird aber geprüft, ob und wie es weitergeht“, sagt Manfred Blasczyk von der Stadt. Noch sei es friedlich, betont Vetter, „wenn sich das ändert, müssen wir, wie andere Nachbarn auch, leider die Polizei rufen.“

Doch auch zwischen den Bewohnern gibt es Zoff: „In einigen Fragen ist das Camp zutiefst gespalten“, gibt Dorn zu. Etwa bei der Nutzung von sozialen Netzwerken wie Facebook. Auf letzterer Plattform hat das Camp ein eigenes Profil. „Facebook basiert auf Profit, das passt nicht zu uns“, sagt ein Bewohner, der anonym bleiben will. „Es gibt einige, denen es wohl nicht um die Sache geht, sondern um persönliche Anliegen. Wir versuchen aber, jedem gleichviel Rechte zu gewähren“, sagt Dorn. Ein Ende des Camps sei „nicht in Sicht“.

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