Öko-Design: In Flingern werden aus Autoreifen Spiegel

Ein neues Geschäft verkauft hippe Produkte, die einmal ein Skateboard oder ein Buch waren.

Düsseldorf. In gewisser Weise ist es ein Glück, dass Annekathrin Metzler in der ehemaligen DDR aufgewachsen ist. Als Jugendliche lernte sie bei ihrem Großvater, einem Maßschneider, das Nähen und weiß seither, wie sich ein Mangel kreativ handhaben lässt.

„Es hat mit deiner Ossi-Herkunft zu tun“, spaßt Metzlers Mann Frank beizeiten, wenn die Eheleute gefragt werden, warum in aller Welt eine Modedesignerin und ein Grafikdesigner ein Geschäft eröffnen, in dem so gut wie nichts neu, sondern fast alles gebraucht, auf der Straße gefunden worden oder in seinem ursprünglichen Zustand kaputt gegangenen ist.

Seit dem 1. März gibt es „Plup“ im schicken Flingern und mit oll oder Vintage haben die Produkte der Metzlers nichts zu tun. Eher mit Einfallsreichtum und Geschäftssinn. „Plup“ steht für „planet upcycling“ und meint die Aufbereitung von nicht mehr benötigten oder genutzten Gegenständen jedweder Art.

Das Angebot ist vielfältig: Es gibt Taschen aus Coladosen-Ösen oder Bonbonpapier, Sonnenbrillen aus zerbrochenen Skateboards, Notizblöcke aus Kinderbüchern und Kleider, die einmal eine Hose waren.

„In der DDR haben wir aus Unterhosen T-Shirts gemacht“, erzählt Annekathrin Metzler. „Es gab ja keine Sweatshirts, und der Stoff der Unterhosen kam dem der Shirts nun mal am nächsten. Wir haben sie gefärbt und sogar mit Nieten versehen.“ Und etwas von den Unterhosen steckt jetzt auch in Plup.

Dazu kommt eine politische Haltung, die sich nach Auskunft der Eheleute mit der Geburt ihrer beiden Kinder manifestiert hat: Nachhaltigkeit und die Wertschätzung von Ressourcen.

„In England und in den USA beschäftigen sich viele Designer mit diesem Thema, zunehmend auch in Berlin“, sagt Frank Metzler. „Das ist auch der Unterschied zum Eine-Welt-Laden: Unsere Produkte sind gut designt.“

Zurzeit arbeitet Annekathrin Metzler an ihrer ersten Modekollektion. Der Großteil der Ware aber stammt bislang aus der Fertigung Dritter: Metall-Taschen made in Brasil, exportiert über die USA, Holz-Sonnenbrillen aus Barcelona, Ketten aus gerollten Werbeplakaten aus Flingern.

Dass das Geld nicht immer direkt an die Hersteller fließt, wissen die Metzlers. „Wenn es anders funktionieren kann, sind wir dabei. Wir suchen weiterhin Kontakte“, sagt Frank Metzler. Bedingung ist aber, dass die Ware gut gestylt ist. Hauptsache öko kommt für die Metzlers bei der Optik nicht infrage. Das hatten Annekathrin Metzler und ihr Großvater schon damals so gehalten.

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