Opernsänger aus Wuppertal und Düsseldorf unter den Absturzopfern

Oleg Bryjak war auf dem Rückweg von einem Gastspiel in Barcelona. An der Oper herrschen Fassungslosigkeit und große Trauer.

Oleg Bryjak, langjähriges Ensemblemitglied der Rheinoper, gehört zu den Opfern des Germanwings-Absturzes.

Oleg Bryjak, langjähriges Ensemblemitglied der Rheinoper, gehört zu den Opfern des Germanwings-Absturzes.

Foto: Archiv

Düsseldorf. Wie viele Düsseldorfer sind unter den 150 Menschen, die bei dem Flugzeugabsturz in Frankreich ums Leben gekommen sind? Auf diese Frage gab es bis Redaktionsschluss keine konkreten Angaben.

Opernsänger aus Wuppertal und Düsseldorf unter den Absturzopfern
Foto: Hans Joerg Michel/Oper

Am Nachmittag kursierten etwa Gerüchte, wonach der Co-Pilot ein Düsseldorfer sei, dessen Lebensgefährtin an einer Krefelder Schule unterrichtet. Eine Bestätigung dafür gab es bis zum Abend nicht. Eine traurige Gewissheit teilte indes die Oper mit: Das langjährige Ensemble-Mitglied Oleg Bryjak (54) saß im Flugzeug. Er hinterlässt seine Frau und zwei erwachsene Söhne.

Opernsänger aus Wuppertal und Düsseldorf unter den Absturzopfern
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Flughafen Düsseldorf: Reisende gedenken mit Kerzen der Absturzopfer
14 Bilder

Flughafen Düsseldorf: Reisende gedenken mit Kerzen der Absturzopfer

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Der renommierte Bassbariton hatte bei einem Gastspiel im Gran Teatre del Liceu in Barcelona auf der Bühne gestanden und den Alberich in Richard Wagners „Siegfried“ gesungen. Am Dienstag stieg er in die Unglücksmaschine, um zurück nach Düsseldorf zu kommen. Da das einige Kollegen Bryjaks wussten, fürchteten sie bereits am Mittag das Schlimmste. Gegen 17 Uhr übermittelte dann die von Bryjaks Sohn informierte Agentur des Sängers die traurige Nachricht nach Düsseldorf.

Bryjak sollte im April wieder in Düsseldorf auf der Bühne stehen Am Opernhaus herrschte am Dienstag Entsetzen. Kein Ensemble-Mitglied sah sich in der Lage, Worte für das Geschehene zu finden. Intendant Christoph Meyer erreichte die tragische Nachricht in München. Am Telefon zeigte er sich fassungslos: „Ich bin unendlich traurig und kämpfe mit den Tränen. Das ist ein noch gar nicht fassbarer Verlust. Bryjak war ein wunderbar herzlicher Mensch. Er war ein wichtiges Ensemblemitglied.“

Tiefe Trauer herrscht auch in Zürich bei Bryjaks Agentur Balmer & Dixon. Manager Florian Krumm sagte, dass Bryjak über die Jahre ein guter Freund geworden sei. „Er war als Mensch extrem echt und verlässlich. Ich wollte bis zuletzt nicht glauben, was passiert ist.“ Als Künstler sei er ein herausragender Sänger gewesen, seine Karriere habe sich zudem gerade extrem gut entwickelt.

Bereits im vergangenen Jahr sang Bryjak in Bayreuth den Alberich, das sollte auch in diesem Sommer wieder so sein. Für 2016 hatte der 54-Jährige schon ein Engagement als Klingsor im Parsifal in der Tasche. Im April sollte Bryjak wieder in Düsseldorf auf der Bühne stehen, in Puccinis Gianni Schicchi. Oleg Bryjak wurde 1960 in Kasachstan geboren.

Weil — das berichtete die Opernzeitschrift Orpheus — sein Vater noch unter Stalin zu mehreren Jahren im Arbeitslager verurteilt worden war, verbrachte der Bassbariton die erste Zeit seines Lebens in einem Straflager. Aufgewachsen ist Bryjak in Dseskasgan. Dort fand er über das Knopfakkordeon zur Musik. Im Schulchor entdeckte eine Lehrerin schließlich sein Talent für den Gesang und überredete den Vater, den Sohn ausbilden zu lassen.

Bryjak soll anfangs skeptisch gewesen sein, ob das Fach ihm liegt, nach den ersten Bühnenauftritten habe aber sein Herz für die Oper zu schlagen begonnen, so das Musikmagazin. Nach Gastspielen, unter anderem in Wien oder Paris, kam er ans Staatstheater Karlsruhe. 1996 wechselte er schließlich zur Deutschen Oper am Rhein. Dort sang er die wichtigen Partien seines Fachs, mit denen er auch international große Erfolge feierte. Wagner-Partien soll er sich besonders verbunden gefühlt haben, weil „in diesem Fach noch stärkeres Gewicht auf große Stimmen gelegt wird“, schrieb Orpheus

Unter den Opfern war auch Opernsängerin Maria Radner, die mit ihrem Lebensgefährten und dem gemeinsamen eineinhalbjährigen Sohn in Wuppertal-Cronenberg wohnte. "Das waren ganz liebe, sympathische Nachbarn", sagt Arzu Candan, Wirtin des Café vom Cleff in Cronenberg. "Wir sind geschockt und sehr traurig." Erst im vergangenen Jahr habe die junge Familie die Taufe des Sohnes in der Gaststätte von Arzu Candan gefeiert. "Bei den beiden war es Liebe auf den ersten Blick." Gegenüber dem Café haben andere Cronenberger Kerzen aufgestellt. Immer wieder hielten Menschen gestern an der Stelle inne.

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