Pro: Müssen wir dem Tausendfüßler nachweinen?

Ja, als gebürtige Düsseldorferin werde ich die Hochstraße in ihrer Hässlichkeit und Ungeplantheit in meiner sonst so durchgestylten Heimatstadt vermissen.

Düsseldorf. Mein Vater erzählt noch immer, wie er einst am Jan-Wellem-Platz stand, den Bau des Tausendfüßlers beobachtete und sich dachte: Das wird ein hässliches Monster. Damit hat er heute sicher noch mehr Recht als damals.

Der Tausendfüßler zerschneidet die City, fügt sich kein Stück in die ringsum entstandene Bebauung, ist ein Manifest der überkommenen autogerechten Stadt . . . Wie herrlich. Wie erfrischend in einer Stadt, in der jeder Winkel, in dem sich so etwas wie Charakter zu bilden droht, gleich fein säuberlich überplant wird.

Vorzugsweise mit Glasfassaden, die angeblich ja transparent sein sollen und doch nur steril und klobig wirken — wie die Hafenspitze beweist, auf der ein Monkey’s Island als einfach mal entstandener Anziehungspunkt fürs ganze Umland einem gigantischen Hotel mit seiner ufo-artigen Bar weichen musste.

Düsseldorf hätte mit dem Tausendfüßler gewinnen können. Hätte man dieses Denkmal der Auto-Stadt etwa zur Fußgängerzone umgewidmet und begrünt — nach dem Beispiel des New Yorker High Line Parks. Eine Attraktion mit Ecken und Kanten. Stattdessen kommen Kaufhäuser, Büros und am Reißbrett entworfene Alleen. Wie originell.

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