Prüfer sagen: Düsseldorfs Apotheken sind „sehr gut“

Gute Noten bei den Vortests für das Apothekensiegel — unsere Stadt liegt weit über dem Bundesschnitt.

Düsseldorf. Einkaufspassage, Innenstadt — vier Apotheken auf 25 Metern. In welche geht man denn nun? Es war diese Situation, die vermutlich jeder kennt, in der Marketingdesigner Thomas Gerlach die Idee zu seinem Apothekensiegel hatte.

Eine Auszeichnung als Entscheidungskriterium für den Kunden — und als Ansporn für die Apotheker, an der Qualität zu arbeiten. Inzwischen testet Gerlachs Gesellschaft Tesalys Apotheken in ganz Deutschland. Und die Düsseldorfer haben dabei besonders gut abgeschnitten.

Thomas Gerlach schickt pharmazeutische Experten als Testkäufer in die Städte. Wer nach zwei Besuchen mit „sehr gut“ oder „gut“ bewertet wird, kann sich für das Siegel bewerben — muss dann allerdings 2000 Euro zahlen und wird dafür noch sechs weiteren, natürlich ebenfalls verdeckten, Prüfungen unterzogen.

Rezepturen individuell anfertigen, simulierte Symptome richtig deuten, Wechselwirkungen von verlangten Medikamenten aufdecken. Die Mindestanforderung: „Jeder Apotheker muss fragen, ob man das Medikament selbst nimmt oder nur der Bote ist“, erklärt Gerlach.

In Düsseldorf besuchen laut Tesalys täglich 34 000 Menschen eine Apotheke. Alle 182 Apotheken wurden bereits vorgetestet. Dabei schnitten 36 mit „sehr gut“ ab (20 Prozent) und 60 mit „gut“ (33 Prozent). In München etwa erreichten lediglich drei Prozent der Apotheken die Bestnote — im Bundesdurchschnitt elf Prozent.

Auch fielen in Düsseldorf „nur“ 47 Prozent der Apotheken durch und qualifizierten sich nicht für die Hauptprüfung. Bundesweit sind es hingegen 58 Prozent. Der Grund: In unserer Stadt gibt es viel Wettbewerb durch die hohe Zahl der Betriebe. „Das ist positiv für die Qualität“, sagt Gerlach.

Eine der Düsseldorfer Apotheken mit Bestnote ist die Malteser-Apotheke an der Bockumer Straße in Wittlaer. „Es ist eine Bestätigung“, sagt Inhaber Georg Kuchler, der nun auch das Geld investiert, um für das Siegel weitergeprüft zu werden.

Für ihn ist das keine Premiere. Er hat sich bereits mit anderen Apothekern zusammengetan und ein externes Unternehmen mit einer regelmäßigen verdeckten Kontrolle beauftragt. „Zudem haben wir ein System fürs Qualitätsmanagement“, sagt Filialleiter Robert Glowacz. So arbeitet jeder neue Mitarbeiter — auch ein studierter Apotheker — zunächst unter Anleitung.

Es gibt Diagramme, die zeigen, wie der Kunde zu beraten ist. Und weitere Diagramme für so ziemlich jedes mögliche Krankheitsbild, sei es Heuschnupfen, Husten oder Bauchweh. Der Angestellte hat genaue Anweisungen, was er abfragen muss, wann er welches Mittel gibt — und wann er zum Arztbesuch rät.

Für Robert Glowacz ist der hohe Standard eine Selbstverständlichkeit. „Es gibt allein über 160 Arten von Kopfweh“, erklärt er die Bedeutung einer guten Beratung. „Viele Menschen wissen gar nicht, wie anspruchsvoll die Arbeit in einer Apotheke ist“, sagt Siegel-Erfinder Gerlach.

Damit die Mitarbeiter der Maltester-Apotheke auch mit Sinn und Verstand nachfragen können, sind sie vertraglich zu Fortbildungen verpflichtet. Der eine ist speziell für homöopathische Arzneien geschult, der nächste für die Beratung auf Englisch — der vielen Japaner, Holländer und Briten im Norden Düsseldorfs wegen.

Außerdem bietet Kuchlers Apotheke für die vielen älteren Wittlaerer einen Rezeptservice: Auf telefonische Bestellung holen Angestellte Rezepte für Stammkunden beim Hausarzt ab und liefern die Medikamente nach Hause.

„Für uns ist es gut, dass es nun ein Siegel gibt“, sagt Georg Kuchler. „Wir brauchen ein Unterscheidungsmerkmal.“ Möglicherweise klappt es mit der ersten Siegel-Verleihung noch vor Weihnachten: Einen bis drei Monate benötigt Tesalys für die Hauptprüfungen. Die ersten zertifizierten Apotheken in Düsseldorf werden also nicht mehr lange auf sich warten lassen.

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