Publikum wählt das „Kapitalistenschwein“

Bei „Kunst gegen Bares“ zahlen die Zuschauer das, was ihnen die Show des Künstlers wert war.

Düsseldorf. Sie legt ein brillant verrücktes Solo auf das Bühnenpodest, die junge Schauspielerin Alexandra Lukas. Im gut besuchten Biergarten Vierlinden steigt die Spannung. Nach manch blasser Rezitation selbstverfasster Verse, die man am Mittwochabend in dem quadratischen Innenhof des Akki-Gebäudes zu hören bekommt, hebt sich dieser hysterische Frauen-Monolog aus Ingrid Lausunds Stück „Bandscheibenvorfall“ deutlich ab.

Die Figur wehrt Avancen eines fiktiven Gegenübers übertrieben ab, um unvermittelt und etwas schizophren in die Verführerinnen-Rolle zu wechseln. Mit dem Kabinettstückchen räumt Alexandra Lukas beim Performance-Wettbewerb „Kunst gegen Bares“ den ersten Preis ab. Das bei Kaltgetränken und Snacks an den Biertischen sitzende Publikum ist gleichzeitig die Jury und wirft am Ende des Abends rote und grüne Glücksspiel-Chips im Wert von je einem Euro in Sparschweine.

Jedes Schwein gehört einem anderen Kandidaten. Und gewonnen hat damit derjenige, der die meisten Chips gewinnt. Er ist dann das „Kapitalistenschwein“ des Abends, wie es Moderator und Erfinder von „Geld gegen Bares“ Gerd Buurmann formuliert. Buurmann, seines Zeichens Schauspieler, Autor und Regisseur, steckt in einem schneeweißen Anzug und ebensolchem Hemd und tritt betont förmlich auf.

Mit den Kandidaten und seinem Moderationspartner Cem de Rin im Spiderman-Hemd ist er per Sie, was angesichts des jungen Alters aller Beteiligten und der Biergarten-Atmosphäre einen fast kuriosen Eindruck macht.

Haben sich in der vergangenen Woche noch 13 Kandidaten bei Buurmann gemeldet, sind es jetzt gerade einmal sechs. Abendfüllend wird die Show dennoch, nicht zuletzt weil der Moderator selbst auftritt und mit großem Espressivo den Monolog des Juden Shylock aus Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ rezitiert.

Nach solch theatralischer Gipfelbesteigung ergeben sich zwangsläufig künstlerische Abstiege. Das tut der entspannten sommerabendlichen Stimmung aber wenig Abbruch. Der zweitplatzierte Martin Spitzer versucht sich wacker als Kabarettist. In seinem dunkelblauen Anzug wirkt er wie ein etwas braverer Oliver Pocher, genauso blond, nur nicht ganz so frech. Für den Gutelaune-Sound sorgt Sänger und Gitarrist Basti. Mit dem Song „Solang der Beat gut klingt, ist ihr alles egal“ erringt er Platz drei.

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