Radarkontrolle für die gefühlte Sicherheit

Beim Blitzermarathon kommen auch ruhige Strecken wie die Alte Landstraße in den Fokus — wieso eigentlich?

Radarkontrolle für die gefühlte Sicherheit
Foto: Jos Mulders

Düsseldorf. Es gibt viele Raserstrecken und Unfallschwerpunkte in der Stadt, die Alte Landstraße in Kaiserswerth gehört eigentlich nicht dazu. Trotzdem hat dort gestern Vormittag ein Team der Polizei ein Radarkontrollgerät aufgebaut. Die Aktion, so erläuterte es Dieter Töpfer als Leiter der Verkehrsdirektion, habe auch an solchen Stellen ihren Sinn.

45 Verkehrsunfälle hat es im Vorjahr laut polizeilicher Statistik in der Straße gegeben. Darunter waren aber fast nur leichte Kollisionen, einige bei Wende- oder Parkmanövern. Allerdings sind auch zwei Kinder bei Unfällen verletzt worden.

Die Polizei hat im Vorfeld der Aktion wieder die Düsseldorfer beteiligt. Aus einer Liste von Straßen konnten sie auswählen, an welchen die Polizei ihre Messgeräte aufbauen sollte. Die 34 Meistgenannten standen gestern im Mittelpunkt der Schwerpunktaktion.

Mit einem solchen Verfahren rücken nicht automatisch nur die Raserstrecken in den Fokus, gibt Töpfer zu bedenken. „In der Kölner Straße gäbe es wahrscheinlich mehr Anlass zur Beschwerde, dort war die Beteiligung aber geringer als in der Alten Landstraße.“ Das könne an der Zusammensetzung der Bevölkerung liegen. Außerdem löse ein angefahrenes Kind in einer Wohnstraße in Kaiserswerth eine größere Betroffenheit aus, werde stärker wahrgenommen.

Eine Frage der Wahrnehmung ist allerdings auch die Geschwindigkeit der Autos: „Die Avus ist nichts dagegen“, sagt etwa eine betagte Anwohnerin, als sie den Polizisten auf dem Bürgersteig begegnet. Das Angebot von Polizistin Janine Eller, mal ihre eigene Einschätzung der Geschwindigkeit mit dem Messgerät zu vergleichen, lehnt sie dann aber ab. „Auf einer schmalen Straße wie dieser wirken Autos eher etwas schneller, als sie sind“, erläutert die Beamtin.

Tatsächlich gehen der Polizei auch kaum Raser ins Netz — wobei man nicht weiß, wie viele an diesem Morgen langsamer fahren als gewöhnlich, weil sie um den Blitzermarathon wissen.

Einer jungen Frau im weißen BMW nutzt das aber auch nichts. Sie hat zwar nach eigener Aussage von der Aktion gewusst und wohnt selbst in der Straße, hat „dann aber nicht auf den Tacho geschaut“. Mit 56 Stundenkilometern wird sie gemessen, von Polizist Jürgen Kals gibt es dafür eine Ermahnung, aber keine Strafe.

Für Kals und seine Kollegen ist Kaiserswerth an dem Morgen schon die fünfte Station, nach einer guten Stunden bauen sie die Geräte ab und ziehen weiter. Dieter Töpfer zieht eine positive Bilanz. Mehr als 300 Autos seien vorbeigekommen, hätten die Aktion also wahrgenommen. Es gehe eben nicht um Einnahmen durch Bußgelder, sondern darum, die Idee hinter der Aktion in den Köpfen zu verankern.

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