Rauchverbot: Schulen bestrafen Kippen-Schnipper

An immer mehr Schulen gibt es Ärger mit den Nachbarn. Grund: herumliegende Kippen und viel Müll.

Düsseldorf. Halb zehn vor der Elly-Heuss-Knapp-Schule: Es ist große Pause. Doch die Berufsschüler strömen nicht auf den Schulhof, sondern vor die Tore ihrer Schule an der Siegburger Straße. Sie stehen auf dem Geh- und Radweg. Und sie wollen alle nur das Eine: eine Zigarette rauchen.

Seit dem 1. Januar ist das Rauchen auf allen Schulhöfen verboten - für Lehrer und Schüler. Während es unter den Lehrern deshalb immer weniger Raucher gibt, wie viele Schulleiter berichten, können die Schüler oft die Finger vom Glimmstängel nicht lassen.

Das führt zu immer mehr Problemen mit der Sauberkeit rund um die Schulen. Denn oft bleiben nicht nur die Zigarettenstummel liegen, sondern auch der Müll vom Frühstück.

"Es gibt immer mehr Beschwerden von Anwohnern", sagt der stellvertretende Leiter des Ordnungsamts, Michael Zimmermann. "Sobald sie sich an einer Schule häufen, schicken wir Mitarbeiter vom Ordnungs- und Servicedienst vorbei. Diese führen Gespräche oder verhängen Verwarngeldern, wenn sie jemanden in flagranti erwischen."

Gleich zwei Anwohnergemeinschaften haben sich bereits bei Ludger Traudbeim, Leiter der Elly-Heuss-Knapp-Schule, beschwert. Doch ihm sind die Hände gebunden. "Ich bin über die Situation auch nicht glücklich", sagt er. "Aber ich kann meine volljährigen Schüler nicht verpflichten, auf dem Schulgelände zu bleiben. Das wäre Freiheitsberaubung."

Und Rauchen sei ab 18 Jahren nunmal legal. Nun macht der schuleigene Ordnungsdienst einmal täglich auch den Bürgersteig vor dem Berufskolleg sauber. In Zukunft sollen auch noch extra Aschenbecher aufgestellt werden.

Das Leo-Statz-Berufskolleg an der Friedenstraße ist in einer besonders schwierigen Lage. Bereits im Februar hatten sich Nachbarn von der Konkordiastraße im Beschwerdeausschuss über herumliegende Kippen beschwert. Schulleiter Gerd Nöldner klagt: "Das Gesetz berücksichtigt Schulen wie uns nicht, die komplett von Wohnhäusern umgeben sind."

Er setzt auf eine Mischung aus Aufklärung und Sanktion. Die Lehrer machen nun auch um das Schulgelände herum Kontrollgänge, die Zusammenarbeit mit dem OSD wurde verstärkt. Ein OSD-Mitarbeiter und ein Anwohner sollen nächstes Schuljahr Aufklärungsarbeit leisten.

Genutzt hat das bisher offenbar noch nicht allzuviel: An einem Haus in der Bürgerstraße klebt mittlerweile ein Aushang der Anwohner. "Dieser Hauseingang, die Fenstersimse und der Bürgersteig sind keine Mülleimer und Aschenbecher", steht da.

"Manche Schüler sind beratungsresistent", sagt Nöldner. "Da helfen nur sozial-pädagogische Maßnahmen wie die Verdonnerung zum Reinigungsdienst." Die Schule behält es sich vor, Strafen nach dem Schulgesetz zu verhängen. Diese reichen vom schriftlichen Verweis bis zur Entlassung. Dazu ist es freilich noch nicht gekommen.

Volker Syring, Schulleiter des Humboldt-Gymnasiums an der Pempelforter Straße, hat seinen Schülern aufgetragen, nicht geballt vor dem Eingang zu stehen: "Wenn sie eine Zigarette rauchen wollen, sollen sie ein Ründchen spazieren gehen." Beschwerden gab es dort bisher nicht.

"Wir wissen alle, dass Rauchen ungesund ist", sagt Angelika Pick, Schulleiterin der Lore-Lorentz-Schule, "aber es ist kein Verbrechen." Sie ist selber Raucherin und stellt sich in den Pausen zu ihren Schülern. Aber sie geht mit gutem Beispiel voran.

"Ich habe immer einen Taschenascher bei mir und versuche, den Schülern ein Vorbild zu sein - wenn schon nicht in gesundheitlicher Hinsicht." Mittlerweile sei das Problembewusstsein gewachsen. "Es liegen jetzt weniger Zigarettenstummel auf dem Boden."

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