Rhein-Ruhr-Express: Angermunder fordern Tunnel

Bahn stellt Pläne für RRX vor und bekommt viel Gegenwind von den Anwohnern.

Rhein-Ruhr-Express: Angermunder fordern Tunnel
Foto: J. Michaelis

Düsseldorf. Es war eine gute Überlegung der Bahn, für diesen Abend doch lieber gleich eine Turnhalle anzumieten statt des üblichen Konferenzsaals. Denn wenn es um ihr Dorf geht, kommen die Angermunder in Scharen. Am Donnerstag war so ein Abend. Es ging um den Rhein-Ruhr-Express (RRX) und dessen Auswirkungen auf den Stadtteil. Knapp 800 Besucher, so schätzt der Betreiber der Turnhalle, kamen, um sich die Pläne anzuhören und zum Teil scharfe Kritik zu äußern.

Schon während der Vorträge von Projektleiter Michael Kolle und dem unabhängigen Lärmschutzgutachter Manfred Liepert gab es wütende Zwischenrufe: „Angermund wird auseinandergerissen und die Immobilien verlieren an Wert. Die einzige Lösung kann nur ein Tunnel sein“, polterte eine Besucherin, wurde aber auf die angeschlossene Fragerunde verwiesen.

Kolle und Liepert legten dar, dass die Änderungen den Angermundern eher nützen als schaden. Zwar werden zwei neue Gleise gebaut, doch bekommt der Ort gleichzeitig auch einen Lärmschutz. Bisher waren alle Züge direkt an den Gärten vorbei - ohne Lärmschutzwand. Jetzt sollen an der gesamten Strecke in Angermund vier Meter hohe Wände gebaut werden. Außerdem wird der S-Bahnhof barrierefrei ausgebaut und vier Brücken über die Strecke erneuert.

Die Stimmung in der vollen Turnhalle war trotzdem eher ablehnend. Nach eher harmlosen Fragen nach den Kosten und den Grenzen des Lärmschutzes, wurde vor allem in Frage gestellt, ob es nicht grundsätzliche Alternativen zu der oberirdischen Streckenführung durch Angermund gibt.

So schlug ein Bürger vor, den RRX über die Güterzugstrecke über Ratingen-Lintorf und Duisburg-Wedau zu leiten. „Die Strecke ist aber auch besiedelt und der Zug könnte nicht über den Flughafen fahren“, entgegnete Kolle. Bald meldete sich auch die Initiative Angermund zu Wort, die einen Tunnel für die Bahntrasse fordert. Die Mitglieder befürchten, dass eine Lärmschutzwand den Lärm nur im ganzen Ort verteilt und ihn zusätzlich zerschneidet. Ein Tunnel stände jedoch laut Kolle in keiner Verhältnismäßigkeit. „Wir sind dazu verpflichtet, die Lösung zu wählen, die die wenigsten Eingriffe nötig macht.“

Dann wurden die Berechnungen zum entstehenden Lärm und sogar die Unabhängigkeit des Gutachters in Frage gestellt. „Das sind nur Berechnungen und keine Messungen. Sie sind doch der Gutachter der Bahn und nicht unabhängig“, sagte der Angermunder Georg Kraus. Liepert wies diesen Vorwurf deutlich zurück und versicherte, als Gutachter nicht im Sinne des Auftraggebers zu arbeiten.

Von anderen Bürgern gab es für die These aber auch Widerspruch: „Ich bin erbost über die Berechnungskritiker hier“, sagte ein Mann, der sich als gelernter Statiker vorstellte, „in ganz Angermund wird die Situation doch verbessert.“ Neben kompletter Ablehnung und Zuspruch gab es auch konstruktive Anregungen, etwa die Wände zu begrünen. Insgesamt war es aber die erwartete emotionale und hitzige Debatte.

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