Rheinmetall entwickelt Technologien gegen den Terror

In dem Düsseldorfer Unternehmen werden Bedrohungsszenarien der Zukunft entworfen.

Düsseldorf. Am blauen Himmel über dem Arabischen Meer zieht ein Leichtflugzeug Schleifen. Unter ihm schwankt ein gigantischer Erdöl-Tanker auf den Wellen, neben ihm ein kleines Motorboot. Die Hochleistungskameras des Flugzeuges richten sich auf das Boot, aus dem gerade Piraten mit Maschinengewehren an Bord des Schiffes klettern. Sofort geht eine Meldung per Funk raus, die Besatzung des Tankers flüchtet sich in einen gepanzerten Panikraum, dessen Wände auch Sprengstoff nicht durchdringen kann. Gleichzeitig brechen von einem Flugzeugträger einige Seemeilen entfernt Schnellboote und Militärflugzeuge auf, die den Angriff der Piraten abwehren sollen. Auf dem Träger landet nun auch das Leichtflugzeug, das die Attacke aufgedeckt hatte. Denn an Bord des Schiffes sitzt sein Pilot — sicher in der Kommandozentrale. Das umgebaute Flugzeug ist eine unbemannte Drohne, ferngesteuert. So könnte es sein, im Jahr 2025.

„Da will man hin“, sagt Maximilian Sichmann (Name von der Redaktion geändert). „In kritischen Gebieten wird nur noch unbemannt geflogen. Wegen der Sicherheit der Piloten.“ Sichmann ist Forschungskoordinator bei Rheinmetall, bei dem Düsseldorfer Konzern entwirft er Bedrohungsszenarien der Zukunft.

In einem Punkt ist der Experte schon heute sicher: Den klassischen Krieg — „Nation A erklärt Nation B den Krieg“ — wird es 2025 nicht mehr geben. Ein Trend, der schon heute etwa in Afghanistan sichtbar ist, wo ein staatlicher Gegner fehlt. Vielmehr werden die Soldaten aus Privatgebäuden, zum Teil aus Gruppen von Kindern angegriffen. „Man erkennt den Gegner nicht mehr sofort. Manchmal ist er nicht einmal zu lokalisieren“, erklärt Rheinmetall-Sprecher Oliver Hoffmann. Und dies verstärkt sich nach Meinung von Maximilian Sichmann weiter — über 2025 hinaus: „Es gelten im Kampf keine Regeln mehr.“

Der Terrorismus und seine Bestrebung, die Infrastruktur des Westens zu stören, ist eines der großen Zukunftsszenarien, mit denen sich Sichmann beschäftigt. Unbemannte Drohnen und intelligente Sensoren könnten zigtausende Kilometer von Erdöl-Pipelines, Strom- und Gasleitungen überwachen, damit sie bei einem Angriff schnell abgeriegelt sind. Eine Raketenabwehr für Bohrinseln sei zudem im arabischen Raum durchaus denkbar — im Westen fände sie wohl wenig Akzeptanz. Sprich: Militärische Technologie schützt zivile Einrichtungen — ein Trend der Zukunft.

„Aber auch extreme Klimaereignisse werden zunehmen“, glaubt Sichmann. Katastrophen also, die eine bestehende Infrastruktur komplett zerstören können. Das führt nach Meinung des Rheinmetall-Experten dazu, dass sich auch das Militär selbst immer mehr im zivilen Bereich engagieren muss. Denn die Armee kann mobile Funknetze aufbauen, mit Lazarettschiffen sind innerhalb von Tagen vollständige Krankenhäuser im Krisengebiet, Rheinmetall baut auch gepanzerte Bagger, die sogar in den Trümmern verwüsteter Erdbebengebiete noch relativ sicher arbeiten können.

Eine weitere Herausforderung für 2025 sieht Maximilian Sichmann in der Entwicklung so genannter „Megacitys“ — gigantische Millionenstädte, in denen Kulturen und Nationen geballt zusammenleben. „Das kann zu ernsten Konflikten führen, die auf engstem Raum schwer zu beherrschen sind.“

In jedem Fall, so glaubt Sichmann, ist die Welt von 2025 mit ihren Bedrohungen diffuser, vielschichtiger. Und hochtechnologisiert. Mit immer noch viel Raum für Fortschritt. „Unbemannte Flüge im Personenverkehr — auch das wäre möglich“, sagt Maximilian Sichmann. Der Vorteil: Piloten vor der Fernsteuerung am Boden können ständig abgelöst werden und sind somit stets fit. „Aber das machen die Passagiere wohl nicht mit.“ Sichmann schmunzelt. „Wer weiß . . .“

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