Analyse: „Risikokonsum von Alkohol hat zugenommen“

Experten der Stadt nehmen Erwachsene als Trink-Vorbilder in die Pflicht.

Düsseldorf. Gerade ist auf dem Gustaf-Gründgens-Platz eine Präventionswoche gegen Alkohol zu Ende gegangen, etwa 1.000 Menschen haben sich über die Gefahren von übermäßigem Alkoholgenuss informiert. Experten kommen zu unterschiedlichen Einschätzungen, wenn man sie nach dem Trinkverhalten von Jugendlichen fragt.

Charlotte Dalheim ist die Suchtkoordinatorin der Stadt. Sie sagt zwar, dass der Alkoholkonsum von Jugendlichen zwischen 2001 und 2009 in Düsseldorf nicht gestiegen ist. „Aber unter denen, die trinken, hat der Risikokonsum zugenommen.“ Besonders stark ist das bei den Mädchen der Fall.

2001 haben noch 35 Prozent der Zehntklässlerinnen angegeben, dass sie in den zwei Wochen zuvor einmal mehr als fünf Gläser Alkohol getrunken haben. 2009 lag ihr Anteil schon bei fast 45 Prozent. Fünf Gläser Alkohol entspricht nach gängiger Definition dem Rauschtrinken, auch Komasaufen genannt.

Diesen Begriff findet Norbert Kasch „zu dramatisierend“. Er ist Kinder- und Jugendschützer bei der Stadt und selbst regelmäßig unterwegs, um junge Leute vor den Gefahren des Alkohols zu warnen. Er glaubt aber, dass 90 Prozent der Jugendlichen verantwortungsvoll mit Alkohol umgehen. Komatrinken gebe es schon, aber: „Wer einmal sturzbetrunken war, lässt es meist danach sein.“ Und wer es öfter tue, habe schon vorher andere Probleme.

Charlotte Dalheim sieht das etwas anders. Allen, die noch nicht volljährig sind, empfiehlt sie als Alkoholmenge: „Quasi null.“ Doch die Realität sieht anders aus, wie eine vor kurzem veröffentlichte Studie zeigt: Im Schnitt mit 13,7 Jahren fangen junge Menschen an, mindestens einmal in der Woche Alkohol zu trinken.

Einig sind sich beide Experten darin, dass die Erwachsenen als Trink-Vorbilder wirken. „Die jungen Leute sitzen auf der Rheintreppe, wir stehen vor dem Uerige“, sagt Kasch. Apropos Altstadt: Das Trinkverhalten habe sich verändert und finde stärker in der Öffentlichkeit statt: „Dadurch wird das Trinken bei jungen Leuten stärker wahrgenommen.“

Die Kontrollen in der Altstadt hält Kasch aber für gut. Was er aber bei vielen Eltern vermisst, sind klare Vorgaben. „Viele glauben fälschlicherweise, dass man seinen Kindern keine Vorschriften mehr macht, wenn sie im Jugendalter sind.“

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