Rotlicht-Prozess: Die mühsame Suche nach der Wahrheit

Ein Ende des Verfahrens um die Bordelle an der Rethelstraße ist nicht abzusehen. Die Kosten sollen schon auf mehrere Millionen Euro gewachsen sein.

Rotlicht-Prozess: Die mühsame Suche nach der Wahrheit
Foto: Michaelis

Düsseldorf. Als im Juli vor zwei Jahren der Rotlicht-Prozess begann, waren die Zuschauer-Bänke im großen Saal des Landgerichts immer gut besetzt. Inzwischen wird praktisch ohne Öffentlichkeit verhandelt. Ob in den Bordellen an der Rethel- und an der Worringer Straße tatsächlich Freier mit Alkohol, Drogen und Medikamenten betäubt wurden? Von der Wahrheitsfindung scheint der Prozess weit entfernt, dafür gibt es bereits Sitzungstermine, die bis Januar nächsten Jahres festgelegt sind.

Am Montag fand ein typischer Verhandlungstag statt. Eine Prostituierte sitzt im Zeugenstand und soll erklären, warum einem Kunden zwischen sechs Uhr und neun Uhr morgens zunächst 800 Euro, dann 200 Euro Trinkgeld und schließlich weitere 1600 Euro vom Kreditkarten-Konto abgebucht wurden. „Ich weiß es nicht“ und „Ich kann mich nicht erinnern“ wiederholt die Dame mit dem Arbeitsnamen „Coco“ immer wieder.

Trotzdem stellt der Anwalt des Nebenklägers immer wieder die gleichen Fragen, nur ein bisschen anders formuliert. Von der Verteidigerbank kommen kaum noch Einwände, auch Richter Markus Fuchs greift nicht ein. Es entsteht der Eindruck, der Prozess bewegt sich in einer Endlos-Schleife, kaum jemand im Saal scheint noch wirklich bei der Sache zu sein.

Als „Coco“ endlich aus dem Zeugenstand entlassen wird, gibt es noch ein Video. Darauf ist der Freier zu sehen, wie er in dem Etablissement die Treppe herunter kommt und selbst seine Kreditkarten-Daten eingibt. Dann ist ein weiterer Verhandlungstag vorbei.

Vier Angeklagte gehen nach Hause, nur der angebliche Drahtzieher Thomas M., dem die Bordelle gehörten, muss in seine Zelle zurückkehren, denn er sitzt auch weiterhin in Untersuchungshaft. Dabei hat der 48-Jährige in dem Verfahren bisher nur eine Nebenrolle gespielt. Die Staatsanwaltschaft will ihm beweisen, dass er seine Mitarbeiter gezielt angewiesen hat, Kunden zu betäuben und auszunehmen. Bislang ist die Beweislage dazu ziemlich dünn.

Nicht zuletzt, weil der Kronzeuge Krystian K. einen wenig überzeugenden Eindruck hinterließ. Nachdem der vorbestrafte Koch sich bei seiner Aussage immer wieder selbst belastete, zog der 33—Jährige die Notbremse und verweigerte die Aussage. Inzwischen ist Krystian K. wegen verschiedener Delikte zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.

So wird der Rotlicht-Prozess mit verschiedenen Zeugen weitergehen. Und ein Ende ist weiterhin nicht abzusehen. Unter anderem wegen der enormen Kosten, die das Verfahren bereits verursacht hat. Die werden auf mehrere Millionen Euro geschätzt, die bei einer Verurteilung von den Angeklagten bezahlt werden müssten. Das würde für sie den finanziellen Ruin bedeuten. Darum kommt ein „Deal“ mit der Staatsanwaltschaft nicht in Frage.

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