Sammler sagen Düsseldorf ab

Kunstsammlung: Gaby und Wilhelm Schürmann ziehen ihr Angebot zurück, ein Privatmuseum in Düsseldorf zu errichten.

Düsseldorf. Die Sammlung von Gaby und Wilhelm Schürmann gehört zum Besten, was Privatleute an Gegenwartskunst zusammentragen können. Ihre rund 1500 Werke bieten einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Strömungen der bildenden Kunst der 80er und 90er Jahre in den USA und in Europa. Düsseldorf hätte diese kostbare Sammlung haben können - und bekommt sie nun wohl nicht.

Der verstorbene Oberbürgermeister Joachim Erwin hatte das Aachener Sammlerpaar angesprochen, ob es im Medienhafen mit seiner Sammlung vor Anker gehen wollen. Die Schürmanns wollten. Sie fertigten sogar schon ein Modell an. Daraus wird nun nichts.

Wilhelm Schürmann gibt die Schuld Erwins Nachfolgern. Im WZ-Gespräch erklärt er: "Erwin war Demokratur (Demokrat und Diktator, d. Red.). Er sagte: Das machen wir. Jetzt gilt eben in Düsseldorf wieder Demokratie mit langen, komplexen Entscheidungsprozessen."

Was beide vor allem vermissen, ist echtes Interesse. "Die Düsseldorfer haben nie gefragt, ob sie sich mal die Sammlung angucken können. Dabei kann man Berge versetzen, wenn man sich für Kunst und Kultur interessiert. Sind aber eher Glamour und Geldwert wichtig, dann brauchen wir nicht weiter zu reden." Das Ende vom Lied: Die Absage sei "unumkehrbar".

In Düsseldorf schlägt die Absage der Schürmanns wie eine Bombe ein. Kulturausschuss-Vorsitzender Friedrich Conzen: "Davon weiß ich nichts. Nach meiner Information sucht die Stadt noch immer." Conzen sagt, dass zu Erwins Zeiten ein Grundstück im Hafen in der Diskussion war, das der städtischen Tochterfirma IDR gehört. Es handelt sich um den Parkplatz zwischen WDR und Fernsehturm. Conzen: "Die IDR muss das Grundstück zum Marktwert abgeben. Es ist einige Millionen Euro wert. Ob andere Grundstücke verworfen wurden, weiß ich nicht."

Ebenso erschrocken reagiert Kulturdezernent Hans-Georg Lohe: "Ich habe noch in der letzten Woche mit Planungsdezernent Gregor Bonin gesprochen. Ein Modell der Schürmanns kenne ich nicht. Ich weiß jedoch, dass die Schurmanns einen Architekten beauftragt hatten. Ich selbst bin erst dieses Jahr einbezogen worden."

Die Konditionen erklärt Lohe: "Den Bau finanziert das Ehepaar Schürmann, das Grundstück kommt von der Stadt. Gaby und Wilhelm Schürmann wollten das Museum leiten und darin auch wohnen." Lohe berichtet vom Vertragswerk, das ein Jurist im Auftrag der Stadt verfasst hat und das den Schürmanns vor der Sommerpause zugeleitet wurde. Lohe: "Wir wollten uns nach den Ferien unterhalten, auch über den Übergang der Kunstwerke an die Stadt." Lohe gibt zu, dass er die Schätze nicht selbst besichtigt, sondern diese Aufgabe an Kunsthallen-Chefin Ulrike Groos delegiert hat.

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