Schiffe-Gucken in der Idylle

Eine Gartenwirtschaft direkt am Rhein ist der Treff von zahlreichen Radlern im Norden.

Düsseldorf. Das "Aschlöckchen" oder "Aschlöksken" hat nichts mit dem ähnlich lautenden Schimpfwort zu tun. Es handelt sich um eine Gartenwirtschaft im Niemandsland zwischen Wittlaer-Bockum und Duisburg. Direkt am Rhein. Ein Geheimtipp für Fahrradfahrer. Ein Paradies für Leute, die zu ihrem Glück nicht mehr haben wollen als einen schattigen Biergarten oder die frische Luft am Strom mit Blick aufs Wasser.

Nirgendwo steht ein Wegweiser. Man muss einfach den Radfahrern folgen, von Kaiserswerth gen Norden. Immer geradeaus, vom Eulenbergweg über den Leimpfad. Zwischen Wasser und Wiese steht unvermittelt ein Schild, das der Weg nur für Fußgänger da sei. Wer sich nicht daran hält, sondern weiter radelt, ist ein potenzieller Gast.

Rund vier Kilometer vom Kaiserswerther Markt entfernt trifft man auf die Gäste. Sie haben sich aus einem Bretterhäuschen die leichten, billigen, weißen Gartenstühle geholt, reihen sie neben- und hintereinander am Rheinufer auf und genießen Wind und Wetter.

Neben sich haben sie Limo-Flaschen, frisches Bier, Kuchen oder Würstchen stehen oder liegen. Bei schönem Wetter kann diese Reihe mit den Sommergästen auf den Stühlen einige hundert Meter lang sein, in Zweier- und Dreierreihen. "Schiffe-Gucken" nennen die Gäste das, wenn sie den schweren Pötten nachschauen, die an ihnen vorbeiziehen.

Hausherr und Wirt Karl-Heinz Schwenke (53) ist gelernter Einzelhändler und wohnt mit der Familie direkt neben dem Biergarten. Er hat vor 23 Jahren das Geschäft von seinem Vater übernommen, der es vor rund 40 Jahren gegründet hatte. Er mag es gern einfach, und seine Gäste auch.

Jeder holt sich sein Bier selbst und bringt die Flaschen oder Gläser nach Gebrauch wieder zurück. In der Küche wird Apfel- und Pflaumenkuchen auf großen Blechen gebacken. Christel Schwenke hat den Grill angezündet, für die Würstchen und Koteletts. Eine Freundin hilft ihr. Und die Kinder Markus und Nadine kellnern in Stoßzeiten.

Es gibt Fans unter den Gästen, die sich hier regelmäßig einfinden, etwa ein Ehepaar aus Krefeld-Uerdingen. "Sagen Sie diesen Tipp bloß nicht weiter", erklären sie. "Wir sind froh, wenn einige Menschen nicht kommen." Die Wirtsleute scheinen fast derselben Ansicht zu sein, wenn man an die fehlende Reklame denkt.

Es gibt kein Hinweisschild, weder für Autofahrer am Roßpfad noch für die Fahrgäste der Rheinbahn-Busse 760, geschweige denn für Radfahrer. Was Dauergäste am liebsten bei sich behalten würden, sind zwei Dinge: Da ist einerseits die Ruhe direkt am Rhein, mit Blick auf die schottischen Hochlandrinder eines Wald-Pädagogen und Försters am Ufer. Andererseits sind es die Preise, die aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen. Das gilt fürs frisch Gezapfte (80 Cent) wie für Kuchen und Sahne mit einer Limo (2,50 Euro).

Selbst für Herbst und Winter haben die Schwenkes vorgesorgt. Dann treffen sich die Bockumer in der guten Stube, die auf liebenswerte Weise altmodisch und mit Sprüchen wie "Besser eine ordentliche Ruhepause als eine pausenlose Unruhe" versehen ist. Es gibt dort "Sparkästen" mit Geld-Schlitzen für die Stammgäste, die die Euros in lustiger Runde in Korn oder Bier verwandeln.

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